Video-Leitfaden schürt neue Ängste: Wie gefährlich ist ein Atombombenangriff?
Die Stadt New York hat einen höchst umstrittenen Leitfaden für einen möglichen Atombombenangriff veröffentlicht. Es überrascht daher nicht, dass dadurch viele Ängste neu entfacht werden. Aber wie gefährlich ist ein Atombombenangriff und die radioaktive Strahlung?
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Die Angst vor einem Atomunfall oder gar einen Atombombenangriff wächst, angesichts der Drohungen Wladimir Putins und des Ausmaßes des Ukraine-Kriegs für die ganze Welt. Ein neues Video der Stadt New York, welches nun veröffentlicht wurde, schürt Ängste und Verunsicherung bei der Bevölkerung. Der Grund: Es dient als eine Art Video-Leitfaden für einen möglichen Atombombenangriff. Aber wie gefährlich wäre das überhaupt? Wie viel Radioaktivität ist bereits schädlich? Ab welchem Wert es gefährlich wird und welche Folgen drohen.
Atombomben-Anleitung: Stadt New York veröffentlicht Video-Leitfaden für den Ernstfall
Die Veröffentlichung des Videos "Nuclear Prepardness", welches von der Stadt New York in Auftrag gegeben wurde, schlägt hohe Wellen im Netz. Es beinhaltet Tipps für den Fall, dass eine nukleare Explosion eingetreten ist. In diesem Fall solle man sich an eine Dreischritt-Anleitung halten, die im Video dargestellt wird.
Was tun bei einem Atomangriff?
So rät die Protagonistin des Videos:
1. Gehen Sie nach drinnen und verfolgen Sie die Durchsagen über das weitere Vorgehen.
2. Waschen Sie sich sofort ab.
3. Ziehen Sie alle Kleidungsstücke aus, die möglicherweise mit radioaktiven Staub bedeckt sind.
Atomarer Ernstfall: Video sorgt für Ängste im Netz
Das Video, welches auf Youtube veröffentlicht wurde, kann auf der Plattform selbst nicht kommentiert werden. Jedoch sorgt es bei anderen sozialen Medien wie zum Beispiel Twitter für viel Aufsehen. User:innen zeigen sich sichtlich besorgt. Kommentare wie "nach diesem Video brauche ich einen Therapeuten" oder "was wissen die, was wir nicht wissen", zeigen, wie sehr das eigentlich recht harmlose Video für Verunsicherung sorgt und neue Ängste schürt. Die meisten von ihnen sind sich jedoch sicher: Einen Atomangriff würde man wohl nicht überleben.
Aber stimmt das auch? Wie viel Radioaktivität ist eigentlich schädlich? Und worin genau besteht die Gefahr?
Was ist Radioaktivität?
Als Radioaktivität wird die von radioaktiven Stoffen ausgehende ionisierende Strahlung bezeichnet. Sie entsteht beim Zerfall des Atomkerns, zum Beispiel von Uran, und kann zu Strahlenschäden beim Menschen führen. Die verschiedenen Formen der Strahlung – Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung – haben auch verschiedene Folgen: Beim Einatmen von radioaktivem Staub durch Alphastrahlung kann es beispielsweise zu Tumoren in der Lunge kommen, während Betastrahlung etwa zu Hautverbrennungen oder Schilddrüsenkrebs führen kann. Die Gammastrahlung ist die energiereichste und damit auch gefährlichste Form. Sie kann das menschliche Erbgut schädigen und schnell zum Tod führen.
Wie wird Radioaktivität gemessen?
Es gibt verschiedene Maßeinheiten für die Messung von radioaktiver Strahlung. So wird in Becquerel angegeben, wie hoch der Zerfall eines radioaktiven Stoffes ist. Sievert hingegen ist die Einheit, die die Höhe der Strahlendosis anzeigt, die auf den Körper einwirkt. Sie misst die Strahlenbelastung, indem die Strahlendosis zur Krebswahrscheinlichkeit in Beziehung gesetzt wird. Die Einheit wird in Millisievert (mSv) oder Mikrosievert (µSv) angegeben, da 1 Sievert schon eine recht hohe Dosis ist.
Ab wann ist Radioaktivität schädlich?
Auch in der Natur ist der Mensch natürlicher radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Die Konzentration dieser sogenannten Hintergrundstrahlung ist aber sehr gering. In Deutschland liegt sie im Jahr bei durchschnittlich 2 Millisievert pro Person. Dazu kommen durchschnittlich 2 Millisievert durch Röntgenstrahlung sowie zusätzliche Strahlung durch Langstreckenflüge oder CT-Scans.
Expert:innen setzen die Grenze zur Gefahr bei 100 Millisievert, ab diesem Wert steigt die Krebsgefahr. Ist ein Mensch in kurzer Zeit einer Strahlung von 2 Sievert ausgesetzt – etwa bei einem Atomunfall – und wird nicht medizinisch behandelt, beträgt das Sterberisiko 50 Prozent. Ab 5 Sievert gibt es kaum Überlebenschancen, ab 7 bis 10 Sievert gilt die Strahlendosis als tödlich. Je höher die Dosis ist, desto früher tritt der Tod ein. Bei dieser sogenannten Strahlenkrankheit kommt es anfangs zu Übelkeit und Schwäche. Es folgt eine Phase der scheinbaren Erholung, dem jedoch ein massiver Zellverfall mit inneren Blutungen, Koma, Kreislaufversagen und letztlich der Tod folgen.
Messung radioaktiver Strahlung in Deutschland
In Deutschland wird die radioaktive Strahlung durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) überwacht. Dabei wird die Gamma-Ortsdosisleistung (ODL) an etwa 1.700 Messstellen erfasst. Kommt es zu einem Unfall, beispielweise in einem Kernkraftwerk, werden die Daten alle 10 Minuten abgerufen, wodurch die von Radioaktivität betroffenen Gebiete sehr schnell identifiziert und die Bevölkerung gewarnt werden kann. Aber auch bei einem Anstieg der natürlichen Strahlenbelastung, etwa durch Austritt von Radon aus dem Boden, erfolgt eine Warnung.
Käme es im Verlauf des Ukraine-Kriegs in Deutschland zu erhöhter Radioaktivität – was aktuell nicht der Fall ist –, könnte das BfS also sehr schnell reagieren und die Menschen entsprechend informieren.
Quellen:
New York irritiert mit Videoleitfaden zu möglichem Atombombenangriff, in: spiegel.de
Nuklearexperte Steinhauser: "Die Eroberung von Tschernobyl ist ein Desaster" in: derstandard.de
Feuer in AKW Saporischschja gelöscht in: tagesschau.de
Strahlendosen und ihre Folgen in: welt.de
Entstehung und Behandlung der Strahlenkrankheit in: thieme.de
ODL-Info in: odlinfo.bfs.de
Warum auch natürliche Radioaktivität eine Gefahr ist in: mdr.de