Atemmasken-Gefahr für Kinder? Arzt klärt auf
Derzeit sind in den sozialen Netzwerken mehrere Kettenbriefe im Umlauf, die Eltern warnen sollen: Atemmasken seien eine Gefahr für Kinder. Was steckt dahinter? Experte Dr. Dierk Heimann klärt auf.
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Im Internet warnen Kettenbriefe vor Atemmasken – sie seien eine Gefahr für Kinder. Ab nächster Woche soll in ganz Deutschland eine Maskenpflicht gelten. In Bus und Bahnen sowie beim Einkaufen darf man nur noch mit einem Mund-Naseschutz unterwegs sein – das gilt auch für Kinder. Müssen sich Eltern Sorgen machen, wenn sie ihrem Kind eine Maske aufsetzen? Experte, Dr. Med. Dierk Heimann, Allgemeinmediziner aus Mainz und hygienebeauftragter Arzt, erklärt, was von der Warnung zu halten ist.
Atemmasken Gefahr für Kinder? Kettenbriefe schüren Angst
Als wären Eltern durch den Corona-Lockdown und die damit einhergehende Doppelbelastung von Arbeit im Homeoffice und Kinderbetreuung nicht schon genug gestresst, werden sie nun auch noch durch Kettenbriefe in Aufruhr versetzt. In einem dieser Briefe wurde zunächst davor gewarnt, Kinder unter sechs Jahren eine Maske aufzuziehen, bevor dann ein Nachtrag hinzugefügt wurde: „Unter 12 Jahren ungeeignet, unter 6 gefährlich“.
Atemlähmung durch selbstgenähte Masken?
Der Grund, warum selbstgenähte Stoffmasken gerade für Kinder so gefährlich sein sollen?
Sind Mund und Nase verhüllt, sammle sich angeblich Kohlendioxid (CO2) unter der Maske. Durch die Ansammlung könne es zu einer Atemlähmung kommen, weil das Kind das Kohlendioxid nicht wieder an die Luft abgeben könne. Im Gegensatz zu Erwachsenen würden Kinder nicht merken, wann sie zu wenig Luft bekämen, heißt es in dem Panik schürendem Kettenbrief.
Beim Einatmen nimmt die Lunge Sauerstoff auf, während beim Ausatmen Kohlendioxid als Abfallprodukt des Stoffwechsels an die Luft abgegeben wird. Wenn die Atemwege blockiert sind, ist der Luftaustausch nicht mehr möglich: Der Sauerstoffgehalt sinkt, während der Kohlendioxidgehalt steigt – es droht Bewusstlosigkeit und Erstickungsgefahr.
Experte, Dr. Dierk Heimann, ist der Meinung, dass hier „das Schreckensszenario der ‚Plastiktüte über dem Kopf‘ auf die Stoff- oder Papiermasken übertragen“ werde. Während bei Plastiktüten tatsächlich das CO2 nicht austreten kann und daher Erstickungsgefahr besteht, gilt dies bei selbstgenähten Stoffmasken nicht, die „dem Ein- und Ausatmen keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzt“.
Durch den lockeren Sitz und den dünnen Stoff der Maske könne das Kohlendioxid über die Seitenränder leicht austreten. Dr. Heimann weist zudem darauf hin, dass Stoffmasken sich nicht von Schals unterscheiden würden, die Kindern im Winter als Kälteschutz oft über Nase und Mund gewickelt werden.
Atemmasken: Gefahr durch Keime?
Doch die Kettenbriefe sehen noch ein weiteres Gesundheitsrisiko durch Atemmasken für Kinder. Denn beim längeren Tragen entstehe unter der Maske Feuchtigkeit, wodurch sich vermehrt Keime in der Lunge bilden könnten. Zwar ist es richtig, dass unter der Maske Feuchtigkeit entstehen kann. Beachtet man jedoch die Pflege- und Tragehinweise für selbstgenähte Masken, die auch für professionelle Masken gelten, besteht keine Gefahr.
Genau wie medizinische Masken sollten behelfsmäßige Masken nach 30 bis 45 Minuten abgelegt werden. Außerdem sollte man sie nach jeder Nutzung bei über 60 Grad waschen, erklärt Heimann. Nicht nur in der Waschmaschine, sondern auch im Backofen und durch Bügeln auf höchster Stufe können die Stoffmasken von Keimen befreit werden: "Papiermasken können einige Male bei 60 bis 70 Grad im Backofen aufbereitet werden." Haltet man sich an die Hygienehinweise, besteht durch Atemmasken noch weniger eine Gefahr für Kinder.
Unser Experte: Dr. Med. Dierk Heimann, Allgemeinmediziner aus Mainz und hygienebeauftragter Arzt