Atemaussetzer im Schlaf: Wie gefährlich sie sind und was man dagegen tun kann

Schätzungen zufolge haben rund sechs Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Atemaussetzer im Schlaf. Viele darunter sind sich dessen gar nicht bewusst, was gefährlich sein kann. Denn in schweren Fällen kann die Gesundheit ernsten Schaden nehmen. An welchen Warnzeichen Betroffene erkennen können, dass sie an einer Schlafapnoe leiden und was sie dagegen tun können!

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Die Atmung ist ein körperlicher Automatismus – sie bedarf nicht unserer willentlichen Kontrolle und läuft völlig von allein ab. Doch manchmal versagt dieser natürliche Vorgang, sodass Atemaussetzer im Schlaf auftreten. Im Extremfall kann die Atemstörung eine Sauerstoffunterversorgung zur Folge haben, was der Gesundheit erheblich schadet. Das Problem: Betroffene nehmen in der Regel nicht wahr, dass ihr Atem nachts regelmäßig aussetzt. Meist werden sie von ihren Partnern darauf aufmerksam gemacht. Dann ist die Sorge groß. Was kann passieren, wenn man nächtliche Atemaussetzer hat?

Was sind Atemaussetzer – und wie viele pro Nacht sind normal?

Atemaussetzer im Schlaf, medizinisch „Schlafapnoe“, zählen zu den schlafbezogenen Atemstörungen. Nachts kommt es wiederholt zu Unterbrechungen des natürlichen Atemflusses. Auch gesunde Menschen können hin und wieder Atempausen beim Schlafen haben. Vor allem in der Tiefschlafphase, in der alle Körperfunktionen heruntergefahren werden, kann das vorkommen. Bis zu fünf Atemaussetzer pro Stunde gelten als normal. Somit sind bei einer durchschnittlichen Schlafdauer von acht Stunden bis zu 40 Atemaussetzer unbedenklich. Alles darüber hat jedoch einen Krankheitswert. In schweren Fällen kann der Atemfluss sogar mehr als 100 Mal pro Stunde stoppen.

Neben der Häufigkeit ist auch die Dauer der Atemaussetzer ein maßgebliches Kriterium zur Bestimmung des Krankheitswerts. So können nur wenige Sekunden zwischen zwei Atemzügen vergehen, aber auch Unterbrechungen von bis zu einer Minute sind möglich. Je länger die Aussetzer anhalten, desto schwerer sind die gesundheitlichen Folgen. Umso wichtiger ist es, die Warnzeichen von Atemaussetzern zu kennen.

Atemaussetzer im Schlaf: Typische Beschwerden

Es kann viele Gründe haben, dass man sich morgens trotz ausreichender Schlafdauer unausgeruht fühlt. Stress, ein hartes Workout am Vortag oder die falsche Schlafposition können die Qualität unseres Schlafs beeinträchtigen. Wenn sich die Müdigkeit am Morgen allerdings zu einem Dauerzustand entwickelt und Erschöpfung und Konzentrationsprobleme hinzukommen, sollten Betroffene aufhorchen – Atemaussetzer beim Schlafen können sich hinter den Beschwerden verbergen.

Denn um eine Sauerstoffunterversorgung zu verhindern, schlägt das Gehirn Alarm, sodass der Körper immer wieder aus der Tiefschlafphase geholt wird. Nur selten führt das dazu, dass der Betroffene ganz aufwacht. Doch weil der Körper vor allem in der Tiefschlafphase regeneriert, bekommen Betroffene wegen der Atemaussetzer nicht die Erholung, die benötigt wird – mit dem Ergebnis, dass man ständig müde ist.

Daneben gibt es noch weitere Warnzeichen für Atemaussetzer, auf die Betroffene achten sollten:

  • Starkes Schnarchen und hörbares Luftholen
  • Plötzliches Aufschrecken nach einem Atemaussetzer
  • Nachtschweiß
  • Depressive Verstimmung
  • Libidoverlust
  • Verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit

Atemaussetzer nachts: Ursachen und Risikofaktoren

Die Muskulatur im Rachenbereich sorgt im Normalfall dafür, dass die Atemwege offengehalten werden. Häufige Atemaussetzer weisen darauf hin, dass die Muskeln kollabieren, die Atemwege verengt sind und/oder Gewebe in die Atemwege einfällt. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko, eine solche funktionelle Störung der Atemwege zu entwickeln. Männer sind acht Mal häufiger von Atemaussetzern beim Schlafen betroffen. Zudem haben ältere Menschen häufiger Atemaussetzer als jüngere Menschen.

Weitere Risikofaktoren für Atemaussetzer:

  • Alkohol und Rauchen
  • Übergewicht
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Chronische Lungenerkrankungen
  • Schwangerschaft
  • Anatomische Besonderheiten (verengte Atemwege, Mandeln, Polypen, Fehlstellungen des Kiefers)

Atemaussetzer beim Baby und Kind

Genau wie Erwachsene können auch Babys und Kinder wiederholt kurze Atemaussetzer in der Nacht haben. Ein Grund zur Sorge besteht aber in der Regel nicht, solange die Unterbrechung des Atemflusses nur selten und kurz auftritt. Die Atemaussetzer sollten nicht länger als 15 Sekunden andauern. Oft wird jedoch ruhiges und langsames Atmen des Babys fälschlicherweise als Atemaussetzer wahrgenommen. Besonders bei Neugeborenen kann die Atmung im Schlaf phasenweise flach sein.

Sind sich Eltern unsicher, ob die Atmung ihres Kindes nachts normal ist, sollten sie das in einem Schlaflabor abklären lassen. Wenn sich jedoch das Gesicht des Babys bläulich blass oder fleckig verfärbt, ist sofortiges Handeln geboten, da dies ein eindeutiges Zeichen für einen gefährlichen Sauerstoffmangel ist.

Sind Atemaussetzer in der Nacht gefährlich?

Atemaussetzer im Schlaf klingen gefährlich. Und tatsächlich können die Atemstörungen je nach Dauer und Intensität schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Denn die Sauerstoffversorgung des Körpers ist durch die Atemaussetzer eingeschränkt. Das zeigt sich nicht nur durch vergleichsweise harmlose Beschwerden wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Leistungseinbußen. Auch das Herz-Kreislauf-System wird stark belastet. Es kommt zu Bluthochdruck, Zellen sterben ab – auch im Gehirn – und das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt extrem an.

Somit gefährden Atemaussetzer die Gesundheit, daran sterben kann man jedoch nicht, da das Gehirn bei einer drohenden Sauerstoffunterversorgung sofort reagiert und einen Weckruf an den Körper sendet.

Was kann man gegen Atemaussetzer beim Schlafen tun?

Haben Betroffene den Verdacht, an einer Schlafapnoe zu leiden, sollten sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Dieser sucht den Mund-Nase-Rachen-Bereich auf Auffälligkeiten ab. Zusätzlich ist in vielen Fällen eine Untersuchung in einem Schlaflabor notwendig. Im Rahmen einer sogenannten Polysomnografie wird dort unter anderem ein Atemscreening durchgeführt und der Sauerstoffgehalt im Schlaf gemessen.

Wenn eine Schlafapnoe diagnostiziert wird, stehen einige Behandlungsmöglichkeiten offen. Gehen die Atemaussetzer nachts auf einen starken Alkoholkonsum oder Übergewicht zurück, kann bereits eine Veränderung der Lebensweise zu einer deutlichen Besserung beitragen. Zudem gibt es spezielle, operative und nicht-operative Verfahren zur Behandlung von nächtlichen Atemaussetzern.

Zu den nicht-operativen Behandlungsmethoden gehört die Atemtherapie. Dabei trägt der Betroffene beim Schlafen eine Maske, die die Atemwege durch Überdruck stabilisiert. Eine weitere Therapiemöglichkeit sind die sogenannten intraoralen Schienen. Sie verschieben den Unterkiefer leicht nach vorne und verhindern so eine Verengung der Atemwege. Rückenlageverhinderungswesten sind besonders für Menschen geeignet, bei denen die Atemaussetzer nur dann auftreten, wenn sie auf dem Rücken liegen. Operative Verfahren setzen im Gegensatz dazu an der Ursache der Atemaussetzer im Schlaf an, indem sie anatomische Besonderheiten beheben.

Quellen:

Atemaussetzer im Schlaf, in: Klinik für Schlafmedizin

Was ist Schlafapnoe?, in: Lungenärzte im Netz

Viele Behandlungs­möglichkeiten beim Schlafapnoe-Syndrom, in: Ärzteblatt