Spahn erklärt Kreuzimpfung mit Astrazeneca: So geht es weiter!
Die Ständige Impfkommission hat die Empfehlung für eine Impfung mit AstraZeneca geändert. Eine Zweitimpfung soll nun ausschließlich mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Moderna) erfolgen. Warum es dazu kam und wie die Durchführung bei der Terminvergabe nun verlaufen soll, darüber äußerte sich Jens Spahn in einer Pressekonferenz.
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Nach dem seltenen Auftreten von Sinusvenenthrombosen nach der AstraZeneca-Impfung empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) ohnehin schon, das Vakzin von AstraZeneca für die Zweitimpfungen nicht mehr zu verwenden.
Bei Bedarf konnten Impfwillige sich allerdings auch für eine Doppelimpfung mit dem Vektor-Impfstoff AstraZeneca entscheiden.
Nun änderte die Ständige Impfkommission ihre Meinung jedoch noch einmal: Wer erstmalig mit AstraZeneca geimpft wurde, soll jetzt ausschließlich und immer als Zweitimpfung einen mRNA-Impfstoff erhalten, so die ausdrückliche Empfehlung der STIKO. Was dahinter steckt?
STIKO empfiehlt Kreuzimpfung nach AstraZeneca-Erstdosis mit mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna
Es war eine Überraschung auch für Gesundheitsminister Jens Spahn, als am gestrigen Tag verkündet wurde, dass die Ständige Impfkommission generell empfiehlt, eine Impfung mit AstraZeneca immer durch eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna) abzuschließen. Der Grund: Studien zeigen, dass eine sogenannte Kreuzimpfung, auch Kombi-Impfung genannt, besser schütze, als eine alleinige Impfung mit AstraZeneca.
Kreuzimpfung: Höhere Wirksamkeit vor Delta-Variante
Die Frage stellt sich jedoch, warum diese generelle Empfehlung erst jetzt ausgesprochen wird. Ist doch seit Anfang Juni bekannt, dass die Impfstoff-Kombination mit AstraZeneca und Biontech/Pfizer oder Moderna eine höhere Wirkung hat.
Grund dafür ist die nun auch in Deutschland immer häufiger auftretende Delta-Variante, bei der ein noch höherer Impfschutz von größter Wichtigkeit ist. "Eine vollständige Impfung mit AstraZeneca ist gut, eine Kreuzimpfung ist allerdings noch besser", erklärt Jens Spahn die Wirksamkeit bei einer Pressekonferenz.
AstraZeneca: Nur Kreuzimpfung mit Biontech und Moderna: Wie ist die Durchführung?
Es gebe laut Spahn aktuell genügend mRNA-Impfstoffe in den Bundesländern, um eine Kreuzimpfung, wie sie die STIKO empfiehlt, mit AstraZeneca direkt umzusetzen. Idealerweise sollten Betroffene, die in den kommenden zwei Wochen eine Zweitimpfung mit AstraZeneca erhalten hätten, nun eine mit einem mRNA-Impfstoff bekommen. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil.
AstraZeneca: Änderung bei Zweitimpfung bereits nach vier Wochen
So könne man sich bei einer Kreuzimpfung schon nach vier Wochen bereits erneut mit einem mRNA-Impfstoff immunisieren lassen. Der Impfabstand wird also geringer und man sei schneller durch. Das würde AstraZeneca so auch attraktiver machen, erläutert der Gesundheitsminister.
Vorteile für Geimpfte im Herbst
Die Impfkampagne in Deutschland schreitet weiter voran. Ein schelles Impfen mindert nicht nur die Gefahr, die von der Delta-Variante ausgeht, sondern stellt auch eine enorme Erleichterung für die Bevölkerung dar. Weitere Einschränkungen und einen nächsten Lockdown müssen Geimpfte laut Jens Spahn und Kanzleramtschef Helge Braun daher nicht mehr befürchten: „Die volle Impfung führt dazu, dass Einschränkungen und Beschränkungen wie im Herbst und Winter bei Geimpften weder nötig noch rechtlich möglich sein werden", erklärt Jens Spahn. Und mit einer Kreuzimpfung sei man sogar noch besser geschützt.
Kombi-Impfung mit AstraZeneca und mRNA-Impfstoffen: Warum ist sie überhaupt wirksamer?
Forschende der Universität des Saarlandes haben vor geraumer Zeit die Immunreaktion von 250 Durchgeimpften überprüft, die die Impfstoff-Kombination erhalten hatten. Das Ergebnis: AstraZeneca und Biontech/Pfizer zusammen sind „deutlich wirksamer“ als zwei Impfungen mit AstraZeneca. Und: „Bei den neutralisierenden Antikörpern zeigte die kombinierte Impfstrategie sogar leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung“, teilte die Studienleiterin Martina Sester, Immunologie-Professorin an der Uni in Saarbrücken, bereits im Juni mit. Die Kombi-Impfung wirkt also stärker als zwei Impfungen mit dem gleichen Präparat.
Zehnmal mehr Antikörper
Außerdem fanden die Forschenden heraus, dass sowohl die Kombi-Impfung als auch die Zweifach-Impfung mit Biontech/Pfizer etwa zehnmal mehr Antikörper gebildet würden als bei einer doppelten AstraZeneca-Dosis. Dies konnte das Team im Blut der Probanden nachweisen.
Spanische Studie hatte bereits Kreuz-Impfung untersucht
Zuvor hatte schon das Gesundheitsinstitut Instituto de Salud Carlos III (ISCIII) in der Studie CombivacS die Antikörper von 679 Freiwilligen bestimmt. Alle Teilnehmer waren mit dem Impfstoff von AstraZeneca erstgeimpft worden. 441 Probanden hatten als zweite Dosis das Vakzin von Biontech erhalten, während der Kontrollgruppe noch keine zweite Impfdosis verabreicht wurde. Die Ergebnisse waren ähnlich eindeutig wie bei der deutschen Studie.
Kombi-Impfung von AstraZeneca und Biontech hochwirksam
Die Analyse ergab, dass die sogenannten Antikörpertiter – eine Maßeinheit für die Menge der Antikörper im Blut – in der Biontech-Gruppe um das 150-fache angestiegen sind. Der Antikörperspiegel gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 zeigte eine analoge Entwicklung. Bei der anschließenden Labor-Untersuchung wurden die Blutproben mit Coronaviren zusammengebracht.
Das Ergebnis: Der Anteil der Antikörpertiter und damit die Abwehrreaktion stieg um das 7-fache– eine deutlich höhere Wirksamkeit als bei der Verabreichung einer zweiten Dosis AstraZeneca. Zudem konnte die spanische Studie bei der Kombi-Impfung nur leichte Nebenwirkungen erkennen.
Forschende und STIKO empfehlen Kombi-Impfung – auch als Drittimpfung
Das Team um Martina Sester plädiert aufgrund der deutlichen Ergebnisse dafür, vermehrt auf Kombi-Impfungen zu setzen: „Wir sind der Meinung, dass wenn noch weitere Forscherteams zu ähnlichen Ergebnissen kommen, man intensiv über eine Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoffen nachdenken sollte“, so die Professorin. Auch als dritte Impfung, etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sei eine Kombi-Impfung von AstraZeneca und Biontech wegen der stärkeren Immunreaktion zu prüfen.
Die Ständige Impfkommission ist nun dieser Empfehlung gefolgt.
Quellen:Studie: Stärkere Immunantwort bei Kombi-Impfung mit Astranzeneca und Biontech in: rnd.deWohl guter Schutz durch Impfstoff-Kombination in: pharmazeutische-zeitung.de