Anuptaphobie: Die Angst allein zu bleiben
Liebe und Geborgenheit in einer festen Partnerschaft: Danach sehnen sich viele. Trotzdem steigt die Zahl der Single-Haushalte in Deutschland seit Jahrzehnten an. Doch wer in Angst vor dem Leben ohne Partner lebt, der könnte an einer Angststörung namens Anuptaphobie leiden.

Einsamkeit ist ein Volksleiden. Trotz hohen Bevölkerungszahlen, sozialen Medien und Dating-Apps fühlen sich immer mehr Menschen allein und von ihrem Umfeld isoliert.
Da ist es kaum verwunderlich, dass viele Leute ihr Glück in der festen Bindung an einen lebenslangen Partner sehen. Dieses Verlangen nach Sicherheit und Liebe ist nur natürlich, doch es kann auch zu weit gehen.
Wenn das Leben ohne Partner zum Alptraum wird und selbst an hoffnungslosen Beziehungen noch krampfhaft festgehalten wird, kann das an einer krankhaften Angst vor dem Alleinsein liegen – der Anuptaphobie.
Woher kommt die Störung?
Wie die meisten Angststörungen wird auch die Anuptaphobie von einem oder mehreren Schlüsselerlebnissen ausgelöst. Diese können dabei weit zurückliegen, etwa in der Kindheit und den ersten Beziehungen der Jugend.
Traumatische Ereignisse, wie etwa eine besonders feindselige Trennung der Eltern oder eine toxische Beziehung in der Pubertät können die persönliche Einstellung zu Beziehungen langfristig prägen.
Jedoch können auch Menschen, die in einem intakten familiären Umfeld aufgewachsen sind, an Anuptaphobie erkranken. Grund dafür kann es sein, dass dem Leben in Partnerschaft und Familie schon in jungen Jahren sehr hohe Bedeutung beigemessen wurde. So kann Druck entstehen, der sich später in Angst vor dem Single-Leben äußert.
Wie zeigt sich Anuptaphobie?
Auf körperlicher Ebene kann sich eine Angst vor dem Alleinsein äußern wie jede andere Angststörung. In Situationen, die die Betroffenen an ihre Angst erinnern, kann es zu Herzrasen, Schweißausbrüchen, Schwindel und pochenden Schläfen kommen. Ist die Angst besonders intensiv, sind sogar Panikattacken möglich.
Da die Leidenden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Auslöser ihrer Angst zu vermeiden, spiegelt sich die Anuptaphobie auch im Beziehungsleben wieder. Typisch sind:
- Zahlreiche Beziehungen: Zwischen Trennung und neuer Beziehung vergeht kaum Zeit, um möglichst kurz Single zu sein.
- Kurze Beziehungen: Auf Beziehungen wird sich schnell eingelassen, ohne auf Kompatibilität zu achten. Oft trennt sich der Partner schnell wieder.
- Extreme Anhänglichkeit: Kaum zusammen, muss jede freie Minute mit dem Partner verbracht werden. Zukunftsplanung (Hochzeit, Kinder, et cetera) geschieht früh. Partner sind davon oft überfordert.
- Festhalten an toxischen Beziehungen: Auch unglückliche Partnerschaften werden lieber aufrechterhalten anstatt sich zu trennen. Die Rückkehr zu Ex-Partnern ist immer eine Option, egal wie gut oder schlecht die Beziehung war.
Was tun gegen die Angst vor dem Alleinsein?
Eine schwerwiegende Angststörung wie die Anuptaphobie verschwindet nur in den seltensten Fällen von allein. Anstatt auf Heilung zu warten, sollte so bald wie möglich professionelle Hilfe gesucht werden.
Als patentes Mittel gegen derartige Phobien hat sich die Verhaltenstherapie erwiesen. Bei dieser Form der Psychotherapie lernen Patienten unter Anleitung eines Psychotherapeuten mit bedrohlichen Situationen umzugehen – bei der Anuptaphobie also dem Alleinsein.
Die Ursachen und der Stellenwert der Angst im Leben der Betroffenen werden durch intensive Gespräche geklärt und Methoden zum Umgang mit der Angst entwickelt. Rät der behandelnde Arzt ausdrücklich dazu, können auch Beruhigungsmittel helfen.
Quellen:
Grönemeyer, D., & Painter, S. (2008): Grönemeyers neues Hausbuch der Gesundheit. Rowohlt.
Andreae, S. et al. (2008): Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen. Trias Verlag.