Angstfrei zum Kinderarzt – und wie man einen guten findet
Für manche Kinder ist der Besuch beim Kinderarzt ein angstbesetztes Thema, insbesondere, wenn eine Impfung ansteht. Wie finde ich den besten Kinderarzt für mich und mein Kind und wie bereite ich es auf unangenehme Situationen vor?
Das sagt die Kinderärztin Dr. Nadine Hess
Einen guten Kinderarzt zu finden, ist für die Eltern und das Kind essentiell. Aber was macht einen guten Kinderarzt aus? Das definiert sicherlich jeder ein bisschen anders. Der eine legt Wert auf ganz umfangreiche Erklärungen, dem anderen sind ganz klare, knappe Ansagen lieber. Manchen ist Homöopathie wichtig, anderen die Schulmedizin näher. Dem einen macht es nichts aus, wenn die Praxis schon einige Jahre hinter sich hat und die Einrichtung etwas aus der Mode gekommen ist, für manche ist es jedoch wichtig, dass sie sich auch in den Räumen wohlfühlen.
Das macht einen guten Kinderarzt aus

Für alle Eltern Grundvoraussetzung ist sicherlich, dass das Kind mehr oder weniger angstfrei zum Kinderarzt geht, dass die Eltern nach dem Gespräch ohne offene Fragen nach Hause gehen und dass Kinderarzt und Praxis-Personal dem Kind freundlich-zugewandt sind. Hinzu kommen dann noch eine gute Erreichbarkeit, eine vernünftige Terminvergabe und Öffnungszeiten, die den eigenen Arbeitszeiten zumindest etwas entgegen kommen. Sicherlich sollte man im Freundeskreis fragen, mit welchem Kinderarzt die anderen Eltern zufrieden sind – meist liegt man mit der Empfehlung von Freunden nicht falsch. Wirklich entscheiden kann man sich aber erst, wenn man den Kinderarzt persönlich kennengelernt hat.
Kinderarzt-Besuch ohne Tränen?
Gerade bei Kindern um das erste Lebensjahr herum hat man es als Kinderarzt nicht leicht – auch, wenn man sie von Geburt an kennt, kommt es oft vor, dass sie plötzlich bei den Untersuchungen weinen und ganz unzugänglich sind. Hier braucht es die Mithilfe der Eltern und einen einfühlsamen Kinderarzt, der die Untersuchung mit Ihnen zusammen durchführt – denn auch, wenn das Kind das nicht will, bei Fieber müssen wir unter anderem in Hals und Ohren schauen. Diese Phase ist in der Regel nach ein paar Monaten vorbei. Auch ich habe es mehr als einmal erlebt, dass ein Kind über einen gewissen Zeitraum schon zu weinen begann, wenn ich nur das Stethoskop in die Hand nahm. Mit einem Mal war es dann vorbei und das Kind kam in mein Zimmer, hüpfte mir auf den Schoß, zog das T-Shirt von alleine hoch, um sich abhören zu lassen und wies mich anschließend freundlich, aber bestimmt darauf hin, dass die Öhrchen aber bitte nicht vergessen werden dürfen. Das sind Momente, in denen man weiß, warum man seinen Beruf so gern macht und warum es sich lohnt, auch in schwierigen Phasen nicht die Geduld und das Verständnis zu verlieren.

Wie nimmt der Kinderarzt die Angst vorm Impfen?
Steht eine unangenehme Sache wie eine Impfung oder eine Blutentnahme an, sollten Sie Ihrem Kind nicht sagen: „Ach, das tut überhaupt nicht weh.“ Weil es nicht stimmt. Doch, es tut weh. Zumindest ist es unangenehm, weil wir das Kind festhalten müssen, auch wenn wir vorher die Stelle, an der geimpft oder Blut abgenommen wird, betäuben – es gibt mittlerweile lokal betäubende Pflaster, die toll helfen. Aber Impfen oder Blut abnehmen ist notwendig und wichtig – und genauso sollte man es dem Kind erklären. Wenn das Kind eine solche Sache „überstanden“ hat, ist es aus meiner Sicht völlig gerechtfertigt, wenn es danach eine Belohnung bekommt. Ein bisschen muss sich Tapferkeit auch lohnen.
Vorbereitung auf den Besuch beim Kinderarzt
Hilfreich ist es auch, Bilderbücher über den Arztbesuch anzuschauen und sie mit Ihrem Kind zu besprechen. Sie können dem Kind auch ein Arztköfferchen schenken, mit dem es an Freunden, Geschwistern und Eltern selbst üben kann – wer weiß, so wird der ein oder andere sicherlich auf die Idee kommen, Arzt zu werden wenn er erstmal groß ist. Bei mir war es jedenfalls so – und da ich einen wunderbaren Kinderarzt hatte, war für mich immer klar, welche Richtung ich einschlagen wollte und wer mein Vorbild ist.
- Wann soll ich meinen Arzt feuern?
- Albträume bei Kindern – so reagieren Sie richtig
- Komplizierte Diagnosen – worauf Sie achten müssen
- Toilettentraining: Wann ist es Zeit fürs Töpfchen?
- Das erste Lebensjahr – Wie Sie Ihr Kind optimal schützen können
- Herpes bei Kindern – wie gefährlich ist das eigentlich?
- Pseudokrupp-Anfall: Wie reagiert man richtig?