Angst vor Löchern: So besiegen Sie die Trypophobie
Als Trypophobie bezeichnet man die Angst vor Löchern. Das können Honigwaben sein, aber auch größere Poren auf der Haut. Welche Ursachen die Phobie vor Löchern haben kann und was Betroffenen hilft, um Löcher wieder angstfrei sehen zu können.
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Einige Menschen leiden unter einer nahezu unerklärlichen Angst vor Löchern (Trypophobie). Was sich merkwürdig anhört, ist für die Betroffenen jedoch eine schwere Last. Was sich hinter der Löcher-Phobie verbirgt und was Betroffene tun können, um ihre Angst zu überwinden.

Angst vor Löchern: Was ist das?
Als Angst vor Löchern bezeichnet man die sogenannte Trypophobie. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die irrationale Angst vor unregelmäßigen Anhäufungen von Löchern, Rissen, Beulen oder Dellen. Das Wort Trypophobie setzt sich aus den griechischen Wörtern "trypa" (dt. Loch) und "phobos" (dt. Angst) zusammen.
Obwohl das Wort "Phobie" bereits im Namen der Trypophobie steckt, handelt es sich hierbei um keine Angststörung im klassischen Sinne. Zumindest fällt sie nicht unter die ICD-10- oder DSM-5-Kritierien, unter welchen die offiziellen Klassifikationen medizinischer Störungen und Erkrankungen gefasst werden.
Bei einer Trypophobie stehen vordergründig keine typischen Angstsymptome, sondern es dominieren eher Gefühle wie Ekel und Übelkeit. Das macht es schwierig, die Angst vor Löchern zu klassifizieren. Selbst Psycholog:innen fällt es bisweilen schwer, die Erkrankung richtig einzuschätzen, sodass eine eindeutige Diagnose in der Regel ausbleibt.
Warum der Ursprung der psychischen Erkrankung bisher ungeklärt ist, liegt auch daran, dass die Phobie selbst in wissenschaftlichen Kreisen noch nicht lange bekant ist. Doch vermutlich existiert das Phänomen der Loch-Phobie schon sehr lange in der Menschheitsgeschichte. Bekannt wurde die Loch-Phobie in den letzten Jahren vor allem durch die sozialen Medien, in denen sich vermehrt Betroffene meldeten und über ihr Leiden berichteten. So würden bei vielen bereits Bilder von löchrigen Mustern als Trigger ausreichen, um Übelkeit und Ekel hervorzurufen.
Gut zu wissen: Menschen, die vermuten, an einer Trypophobie zu leiden, können Online-Selbsttests durchführen, um zu evaluieren, wie hoch der Grad des Ekels beim Anblick von bestimmten Mustern ist.
Ursachen für Trypophobie: Warum haben Menschen Angst vor Löchern?
Die eindeutige Ursache der Phobie vor Löchern ist bis heute nicht geklärt. Es gibt jedoch Untersuchungen, die einen Ursprung vermuten lassen, wie eine Studie aus dem Jahr 2013 der University of Essex (veröffentlicht in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Psychological Science") gezeigt hat. Dabei wurden 300 Proband:innen verschiedene Bilder mit Loch-Motiven gezeigt. Die Ekel-Reaktion der Teilnehmenden führen die Wissenschaftler:innen darauf zurück, dass Löcher an manchen gefährlichen Krankheiten erinnern – und so womöglich ein Warnsignal im Gehirn auslösen.
Eine weitere Studie der Universität Kent bewies Ähnliches. Dabei gingen die Forscher:innen in mehreren Schritten vor. Zunächst zeigten sie allen Studien-Teilnehmer:innen Bilder von Krankheiten, bei denen ein löchriges Muster (beispielsweise Masern oder Pocken) auftrat. Hier löste bei allen Proband:innen der Anblick von Bildern dieser Hautkrankheiten eindeutig Ekel aus.
Im zweiten Schritt zeigte sich, dass bei Studien-Teilnehmer:innen, die bekannterweise unter einer Trypophobie litten, auch neutrale Lochbilder Ekel auslösten. Ein Zusammenhang liegt hier also nahe.
Eine weitere mögliche Ursache von Löcher-Angst, über die in der Forschung diskutiert wird, ist, dass die Angst evolutionär begründet sei. So ähneln Struktur und Anordnung der Löcher oft tödlichen Tieren wie Schlangen, Spinnen oder Kugelfischen. Der Anblick von kleinen Löchern und ähnlichen Mustern könnte demnach eine evolutionäre Urangst und bei den Betroffenen nicht nur Ekel, sondern im schlimmsten – wenn auch seltenen Fall – sogar Panikattacken auslösen.
Zwar ist eine Trypophobie relativ selten, dennoch ist eine Phobie an sich ein ziemlich häufiges Phänomen, bei denen die Betroffenen Furcht vor bestimmten Dingen entwickeln. Schätzungsweise zehn Prozent der Gesamtbevölkerung leiden statistisch gesehen unter einer Phobie.
Zu den häufigsten unter ihnen zählt die Agoraphobie (Angst vor Menschenmengen, öffentlichen Plätzen) und die Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen Räumen). Auch mit Arachnophobie und Ängsten gegenüber anderen Tire wie Schlangen und Haie haben einige Menschen zu kämpfen. Nicht jede von ihnen ist jedoch so schwerwiegend, dass sie behandelt werden muss. Erst wenn die Belastungsgrenze überschritten und der Leidensdruck zu hoch ist, wird in der Regel die Hilfe von Therapeut:innen in Anspruch genommen.
Phobie vor Löchern: Welche Symptome treten auf?
Betroffene empfinden großen Ekel bis hin zu Übelkeit beim Anblick von Löchern verschiedenster Art. Auch Angstzustände können dabei entstehen, sind in der Regel aber eher selten. Menschen mit Trypophobie berichten unter anderem über folgende Symptome neben dem stark ausgeprägten Ekel:
Übelkeit
Erbrechen
Herzrasen
Schwitzen
Gänsehaut
Schwindel
Kribbeln auf der Haut
extremer Juckreiz
Trypophobie: Angst vor kleinen Löchern ist weit verbreitet
Betroffene, die unter einer Loch-Phobie leiden, haben in der Regel keine Angst vor einzelnen, großen Löchern, sondern eher vor kleinen Löchern, die unregelmäßig aneinandergereiht sind. Vor diese Art von Löchern fürchten sich Trypophobiker:innen besonders:
Angst vor kleinen Löchern
Angst vor vielen Löchern
Angst vor unregelmäßigen Löchern
Beispiele der Löcher-Phobie
Mögliche bekannte Auslöser sind zum Beispiel der Anblick von:
Honigwaben
Lotusblüten
Erdbeeren
Korallen
Granatäpfeln
Hautporen
Bimssteinen
Seifenblasen
Mauern
Holzoberflächen
Schwämmen
Luftschokolade
Mustertapeten
Dabei kann sich die Angst vor Löchern gegen verschiedene Dinge richten – ob materieller Art oder Abbildungen.
Angst vor Löchern in und auf der Haut – Trypophobie-Warnsignal
Ein besonderes Phänomen der Trypohophobie ist die Angst vor Löchern auf oder in der Haut. Im Internet kursieren zahlreiche Bild-Montagen, bei denen zum Beispiel die löchrigen Kapseln einer Lotusblume auf verschiedene Körperteile montiert wurden und bei Betroffenen regelrechte Ekel-Attacken auslösen. Dies liegt vermutlich in der Angst begründet, eine ansteckende Hautkrankheit zu bekommen oder einem möglichen Parasitenbefall und dem Absterben von kranken Körperteilen ausgesetzt zu sein.
Wie lässt sich Trypophobie behandeln?
Menschen, die Angst vor vielen kleinen Löchern und allgemein vor löchrigen Strukturen haben, fragen sich oft, wie es möglich ist, ihre Angst zu überwinden. Eine allgemeine Therapie gibt es noch nicht. Da es sich bei der Trypophobie noch nicht um eine anerkannte Angststörung handelt, hat sich die Forschung auch noch nicht dahingehend spezialisiert.
Es gibt jedoch mehrere Therapie-Möglichkeiten, die sich bei allgemeinen Angststörungen und Phobien anderer Art bereits bewährt haben. Eine von ihnen ist die kognitive Verhaltenstherapie. Ziel dabei ist es, dass sich die Betroffenen mit ihrer Angst auseinandersetzen und lernen, besser mit ihr umzugehen. Eine Möglichkeit stellt dabei die sogenannte Expositionstherapie dar, bei der sie sich Schritt für Schritt mit Loch-Bildern und realen Löchern konfrontieren.
Zudem können Entspannungstechniken wie Yoga, Atemübungen oder autogenes Training helfen, die Angst- und Stressreaktionen des Körpers zu lindern.
Bei der Angst vor Löchern, der Trypophobie, empfinden die Betroffenen zwar starken Ekel beim Anblick von Rissen, Beulen oder anderen löchrigen Formen, selten kommt es jedoch zu einer starken Beeinträchtigung im Alltag.
- Fear of Holes Geoff G. Cole, Arnold J. Wilkins (2013)
- Disgusting clusters: trypophobia as an overgeneralised disease avoidance response
- Ayzenberg, V., Hickey, M. R., & Lourenco, S. F. (2018). Pupillometry reveals the physiological underpinnings of the aversion to holes. PeerJ, 6, e4185.