Angst vor Corona: Was ist normal und was hilft dagegen?

Fast täglich erreicht die Zahl der Neuinfektionen einen Höchstwert – Angst vor Corona ist in der aktuellen Lage nichts Ungewöhnliches. Es ist ein Gefühl, das über alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen geht. Doch aus dieser normalen Reaktion kann sich eine Angststörung entwickeln. Wie man merkt, ob die Angst vor Corona normal ist und ab wann es pathologisch wird. 

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Die Angst vor Corona steigt in der Bevölkerung

Die Angst vor Corona begleitet derzeit viele Menschen, besonders seitdem sich die Lage verschärft hat und die Infektionszahlen in allen Regionen Deutschlands extrem angestiegen sind. Mit der Zunahme der Corona-Fälle erstarkt zugleich auch die Angst vor einer Ansteckung. Das zeigen die repräsentativen Umfragen der Internationalen Data & Analytics Group YouGov. 

Im Juli, August und Oktober wurden jeweils rund 2000 Personen mittels eines Online-Interviews zur Einschätzung der Corona-Lage befragt: Im Oktober hätten 43 Prozent der Befragten angegeben, dass sie „sehr große Angst“ oder eine „eher große Angst“ vor einer Ansteckung haben – im Juli seien es noch 40 Prozent gewesen. Zudem würden 72 Prozent daran glauben, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird. Dem stimmten im Juli noch rund 66 Prozent der Befragten zu.

Coronavirus – eine reale Gefahr

In der Corona-Pandemie kommt eine Vielzahl von Ängsten zusammen. Neben dem Virus selbst können auch Schutzmaßnahmen, wie sie uns aktuell verstärkt im Rahmen des Teil-Lockdowns begegnen, psychisch belastend sein, weil sie bei vielen Menschen Existenz- und Zukunftsängste auslösen. Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus unterscheidet sich jedoch von den anderen Ängsten in einem entscheidenden Punkt: Sie trifft alle Menschen gleichermaßen. Denn mit der rasanten Verbreitung des Coronavirus in den letzten Wochen steigt das Risiko einer Infektion. 

Die Angst, an COVID-19 zu erkranken, ist somit nicht unbegründet – mit Corona ist eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit verbunden, zumal das Virus leicht übertragbar ist. Allerdings ist diese Gefahr in den meisten Fällen gering: Milde Verläufe, mit leichten oder gar keinen Symptomen, überwiegen. Zudem bieten die AHA-Regel und Kontaktbeschränkungen Risikogruppen Schutz vor einer Ansteckung. Wie weit darf also die Angst vor Corona gehen, ohne dass sie ins Pathologische übergeht?

Ist meine Angst vor Corona noch normal?

Angst erfüllt eine wichtige Funktion: Sie sorgt dafür, dass wir vorsichtig sind und uns vor Gefahren schützen. Das gilt insbesondere für solche Gefahren, die wir nicht sehen können. Ob der Sitznachbar in der Bahn oder der Kassierer im Supermarkt Corona hat, lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Angst in solchen Situationen zu verspüren, kann demnach hilfreich sein. Sie bringt uns dazu, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und dadurch uns selbst und andere zu schützen. 

Anders verhält es sich, wenn die Gedanken ständig um eine potenzielle Infektion kreisen und die Angst so stark ist, dass sie die Lebensqualität einschränkt. Das kann sich beispielsweise darin äußern, dass man notwendige Arztbesuche aufschiebt, weil man Angst vor dem Kontakt mit Infizierten hat, oder trotz aller Schutzmaßnahmen Schweißausbrüche bekommt, wenn man einen Supermarkt betritt. Es ist eine übersteigerte Angst, die der realen Bedrohungslage nicht entspricht. In diesem Fall handelt es sich um eine Form der Angststörung. 

Symptome einer Angststörung

Eine Angststörung beschreibt eine übersteigerte, intensive und langanhaltende Angst vor objektiv gesehen ungefährlichen, für die Betroffenen jedoch bedrohlichen Situationen und Dingen. Man unterscheidet hierbei zwischen einer generalisierten Angststörung – dauerhaft anhaltenden Gefühlen von Angst und Unruhe – und speziellen Ängsten und Phobien. Was die meisten Menschen für harmlos empfinden, weckt bei Menschen mit einer Angststörung Fluchtimpulse aus. Auf Corona bezogen wäre beispielsweise der Einkauf unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen eine harmlose Situation, deren Bewältigung Menschen mit übersteigerter Angst hingegen vor einer großen Herausforderung stellt. 

Intensive Angst ruft starke körperliche Reaktionen hervor. Diese können Hinweise dazu liefern, ob eine Angststörung vorliegt. Zu den Symptomen zählen:

  • Zittern 
  • Atemnot
  • Schweißausbrüche
  • Verschwommene Sicht 
  • Druck- und Engegefühl in der Brust
  • Übelkeit 
  • Schwindel

Extreme Angstanfälle können zu einer Panikattacke führen. Tritt dies wiederholt auf, spricht man von einer Panikstörung: Betroffene erleben plötzlich für einige Minuten intensive Angstgefühle, die sich bis hin zur Todesangst steigern können. 

Zusätzlich können diese Fragen dabei helfen, herauszufinden, ob sich die Furcht vor Corona zu einer Angststörung entwickelt:

  • Denke ich den Großteil des Tages über die Gefahr einer Corona-Infektion nach?
  • Schlägt sich meine Angst auf meine Stimmung und meine Lebensqualität nieder?
  • Schränke ich mich selbst im extremen Maße ein, um mich sicher zu fühlen und die Angstgefühle zu vermeiden?
  • Kommen mir alle Aktivitäten im Freien bedrohlich vor?
  • Kann ich nur noch zuhause ruhig und entspannt sein?

Das können Sie gegen die Angst vor Corona tun

Haben sich erstmal starke Angstgefühle entwickelt, ist es schwer, diese ohne professionelle Hilfe wieder loszuwerden. Je nach Ausprägung sind eine Psychotherapie oder Medikamente notwendig. Inzwischen bieten viele Therapeuten Videosprechstunden an. In leichteren Fällen helfen zudem Entspannungsmethoden wie Yoga und Mediation dabei, Angstgefühle abzumildern und Kontrolle über diese zu erlangen. 

Was Sie noch gegen die Angst vor Corona tun können:

  • Seien sie informiert: Die effektivste Waffe gegen übersteigerte Angst ist Wissen. Das ermöglicht, auf Grundlage von Fakten zu entscheiden, anstatt sich von seinen Gefühlen leiten zu lassen. So kann Ihnen etwa das Wissen über mögliche Corona-Symptome die Sicherheit geben, dass Sie im Ernstfall richtig handeln würden.  
  • Lenken Sie sich ab: Beugen Sie negativen Gedankenspiralen vor, indem sie Dinge tun, die Sie auf andere Gedanken bringen und gleichzeitig Ihr Wohlbefinden steigern. Tun Sie Ihrem Körper etwas Gutes, etwa mit Sport oder gesundem Essen. Mit beidem stärken Sie ganz nebenbei auch Ihr Immunsystem. 
  • Halten Sie sich an die AHA-Regeln: Abstand, Kontaktbeschränkungen, Meiden von Menschenansammlungen, regelmäßiges Händewaschen und das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes schützen zuverlässig vor einer Infektion. Führen Sie sich vor Augen, dass Sie dem Virus nicht schutzlos ausgeliefert sind und die Angst vor Corona nicht die Realität abbildet.

Quellen:

Angst vor Ansteckung mit Coronavirus nimmt zu, in: Ärzteblatt

Aktuelle Ergebnisse, in: YouGov

Was sind Angsterkrankungen bzw. Angststörungen?, in: Neurologen und Psychiater im Netz