Aneurysma im Kopf – wann das gefährlich wird

Wie entsteht ein Aneurysma im Kopf?
Unter dem Begriff Aneurysma wird eine krankhafte Erweiterung der Wand eines Blutgefäßes verstanden, die sich nicht rückgängig machen lässt.
Sogenannte zerebrale Aneurysmen sind selten. Wenn sie auftreten, liegen sie meist an Verzweigungsstellen der großen Hirnarterien. Es wird angenommen, dass der Druck, der an diesen Gabelungen entsteht, eine wichtige Rolle spielt.
Ursächlich für Aneurysmen ist in der Regel eine Schwäche der Gefäßwand. Diese kann angeboren sein, meist entwickelt sie sich aber schleichend. Bindegewebsschwäche, Nierenerkrankungen, sowie bestimmte Gefäßfehlbildungen (sogenannte arteriovenöse Malformationen) begünstigen die Entstehung. Auch vermeidbare Faktoren wie Bluthochdruck und Rauchen gelten als risikosteigernd.
Wie bemerke ich ein Aneurysma im Kopf?
Solange ein Aneurysma noch klein und intakt ist, das Gefäß also keine Risse hat, verursacht es häufig keinerlei oder nur unspezifische Beschwerden, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. Je nach Größe und Ort sind weitere Symptome möglich. Gerade größere Aneurysmen können durch ihr Volumen auf angrenzende Hirn- oder Nervenstrukturen drücken. Dadurch kann es zu epileptischen Anfällen oder neurologischen Ausfällen führen.
Lebensbedrohlich wird es, wenn die Gefäßwand eines Aneurysmas reißt. In dem Fall kommt es zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung, die sich meist durch "Vernichtungskopfschmerz" bemerkbar macht.

Wie wird ein Aneurysma im Kopf entdeckt?
Ein intaktes Aneurysma das keine Beschwerden hervorruft, bleibt meist unbemerkt. Werden im Rahmen einer anderen Diagnostik CT- oder MRT-Untersuchungen durchgeführt, kann die Gefäßveränderung aber auch zufällig entdeckt werden.
Besteht der Verdacht auf ein zerebrales Aneurysma, kommen sogenannte MR-Arteriografien (MRA) oder CT-Angiographien zum Einsatz. Eine gesicherte Diagnose ist mit diesen Verfahren nicht möglich, allerdings steigt die Sensitivität – also wie viel Prozent der tatsächlich bestehenden Aneurysmen auch gefunden werden – mit der Größe der Gefäßveränderung. So werden Aneurysmen von vier bis sechs mm in über 90 Prozent der Fälle erkannt.
Wenn die Untersuchungen wiederholt stattfinden, etwa um die Entwicklung des Aneurysmas zu überprüfen, sollte vorzugsweise die MRA genutzt werden, da der Patient hier keiner Strahlenbelastung ausgesetzt wird.
Sogenannte kontrastmittelgestützte Farbduplexsonographien gelten als nicht ausreichend sensitiv und sollten eher nur für eine schnelle Erst-Diagnostik verwendet werden.

Wann wird ein Aneurysma im Kopf behandelt?
Die Behandlung von sehr kleinen Aneurysmen, die keine Symptome hervorrufen, ist umstritten. Generell muss individuell nach Nutzen-Risiko-Betrachtungen entschieden werden. Dabei werden Patienten-abhängige Faktoren wie Alter oder eine frühere Ruptur eines anderen Aneurysmas, die Aneurysma-abhängigen Faktoren wie Größe und Lage, sowie das vermutete Behandlungsrisiko gegeneinander abgewogen. Je nach Faktoren, liegt das durchschnittliche Risiko einer Aneurysmablutung zwischen 0,5 und einem Prozent pro Jahr. Eine Behandlung kann zu einem Gewinn an Lebensjahren führen, trägt jedoch das bis zu 50 prozentige Risiko eine neurologische oder kognitive Behinderung herbeizuführen. Je nachdem welche Hirnregion beschädigt wird, können diese Defizite alle möglichen Funktionen betreffen. Generell steigt mit der Größe des Aneurysmas das Risiko für den Patienten bei nicht-Behandlung im Vergleich zu einer Behandlung.
Soll das Aneurysma zunächst nur zu beobachtet werden, erfolgen regelmäßig Verlaufskontrollen. Außerdem sollten Betroffene die beeinflussbaren Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und Bluthochdruck möglichst stark reduzieren.
Wie sieht die Behandlung für ein cerebrales Aneurysma aus?
Wenn das Aneurysma einen Umfang von über sieben Millimetern hat und die Patienten-abhängigen Faktoren einen Eingriff erlauben, wird je nach Aneurysma-abhängigen Faktoren eine der folgenden Behandlungen empfohlen. Beim Clipping wird die Ausbuchtung mittels eines Clips vom Rest des Gefäßes abgeklemmt. Hierfür ist eine offene Operation unter Vollnarkose am Gehirn nötig. Für nicht clipbare Aneurysmen stellt das Wrapping eine Alternative dar. Hier wird die Gefäßwand von außen mit sogenannten Hirnwatten an der defekten Stelle verstärkt. Beim Coiling wird hingegen mithilfe eines Katheters eine feine Spirale (Coil) in das Aneurysma eingeführt, um einen Verschluss des Gefäßes zu provozieren. Dieser Verschluss kann sich allerdings auch zurückentwickeln, was ebenfalls halbjährliche Kontroll-Untersuchungen nötig macht.
Quellen:
Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie (2012): Unrupturierte intrakranielle Aneurysmen, in: awmf.org Anmerkung: Gültig bis Juli 2017, wird zurzeit Überarbeitet
Seifert, V. et al. (2008). The interdisciplinary treatment of unruptured intracranial aneurysms, in: Deutsches Ärzteblatt International