Die Wechseljahre beim Mann: Anzeichen, Symptome und Hilfe

Kommen Männer in die Wechseljahre – und wenn ja, woran erkennt man das? Der Experte für Männergesundheit, Dr. med. Christoph Pies verrät, was es mit den männlichen Wechseljahren auf sich hat und welche Tipps helfen, um sie zu überstehen.

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Wenn es um das Thema Wechseljahre geht, werden Männer meist ausgeklammert. Allein deswegen, weil sie im Gegensatz zu Frauen keinen Zyklus und keinen Eisprung haben, der in den späteren Lebensjahren aufgrund der Hormonumstellung ausbleibt. Eine Menopause der Männer gibt es nicht, denn damit wird die Zeit nach der letzten Regelblutung beschrieben. Aber das bedeutet nicht, dass es keine Wechseljahre bei Männern gibt.

Haben Männer Wechseljahre? Ja und Nein!

Dass Männer nicht in die Wechseljahre kommen, ist für den Urologen Dr. med. Christoph Pies ein Irrtum: „Männer haben eine Art von Wechseljahren, denn fast jeder Mann macht in den mittleren Lebensjahren entscheidende körperliche und insbesondere psychische Veränderungen durch“. Sie würden allgemein unter dem Begriff „Midlife-Crisis“ umschrieben.

Andererseits gebe es die männlichen Wechseljahre streng genommen nicht. Die meisten Beschwerden haben laut Pies relativ wenig gemeinsam mit den Symptomen der weiblichen Wechseljahre, weil sie in der Regel nicht hormoneller Natur seien. Dennoch könne man auch an Männern „Ü50“ beobachten, dass es seelische und körperliche Veränderungen gebe. Allein das psychische Wohlbefinden bewege sich im mittleren Alter auf einen Tiefpunkt zu. Dieser und damit das ungefähre Alter der Wechseljahre beim Mann soll statistisch bei 47 Jahren liegen. Ein Trost: die Kurve steigt im Laufe der Jahre wieder an.

Wer nicht von männlichen Wechseljahren sprechen wolle und nicht die im Umlauf befindlichen Namen wie männliche Menopause, Andropause oder Aging-Male-Syndrom verwenden wolle, dem bliebe laut Christoph Pies der medizinisch korrekte Begriff „Altershypogonadismus“. Gleich, wie man diese Lebensphase betitelt – alle umschreiben, dass es ab dem mittleren Alter des Mannes durch absinkendes Testosteron zu Mangelsymptomen kommen kann.

Die Wechseljahre der Männer: Langsamer und milder

Während die weiblichen Geschlechtshormone ab einem gewissen Alter, meist Ende 40, rasant sinken und damit oftmals starke Symptome verursachen, vollzieht sich der Prozess bei Männern deutlich sanfter. Der Testosteronspiegel sinkt mit steigendem Alter, das ist ganz normal. Ab dem 45. Lebensjahr nimmt die Testosteronkonzentration im Blut um etwa 0,4 bis 1 Prozent pro Jahr ab.

Allerdings sei das laut Christoph Pies von Mann zu Mann sehr unterschiedlich. Auch hochbetagte Männer könnten noch einen Testosteronspiegel wie junge Männer haben. Der sinkende Testosteronspiegel sei allerdings kein Risikofaktor für das Auftreten bestimmter Krankheiten, sondern eher ein Biomarker für die Auswirkungen bestehender Krankheiten. Der Testosteronspiegel könne als Barometer für die männliche Gesundheit gelten.

Wechseljahre bei Männern: Diese Symptome möglich

Der Testosteronspiegel bei Männern schwankt u.a. im Tagesverlauf. Sinkt er mit gestiegenem Lebensalter deutlich, kann sich das in Symptomen bemerkbar machen, wie:

  • Antriebsschwäche

  • Weniger Muskelkraft

  • Abnehmende sexuelle Lust, Erektionsstörungen

  • Hitzewallungen

  • Abnehmende Knochendichte (Osteoporose)

  • Zunehmendes Bauchfett

Der Mediziner Christoph Pies betont, dass es jedoch denkbar sei, dass Männer auch bei einem normalen oder hohen Testosteronwert an den Symptomen eines Mangels leiden können. Denn verschiedene Faktoren wie Stress, erhöhte Leberwerte und die Dichte an Rezeptoren im Gewebe könnten dafür sorgen, dass das Testosteron nicht dort im Körper ankommt, wo es gebraucht werde.

„Zur Beruhigung: Selbst auf diesen Faktor haben Sie Einfluss. Krafttraining beispielsweise kann die Dichte und Empfindlichkeit Ihrer Androgenrezeptoren erhöhen“, sagt Dr. Pies. Männer, die das Gefühl haben, sich in einer Art Wechseljahre zu befinden, können also aktiv durch ihren Lebensstil und ihre innere Einstellung den Prozess aufhalten oder gar umkehren.

Die Wechseljahre sind eine Zeit, in der Männer häufiger schwitzen

Nicht nur Frauen leiden unter vermehrtem Schwitzen in den Wechseljahren, auch Männer können in der Zeit ihrer Wechseljahre häufiger schwitzen, vor allem nachts. Manchmal kommt Herzrasen hinzu. Der Grund dafür ist nicht restlos geklärt. Das gestörte Gleichgewicht der Hormone wie Testosteron, Östrogen, Wachstumshormone und DHEA könnten dazu führen, dass das vegetative Nervensystem aktiviert und damit die Schweißproduktion und der Herzschlag hochgefahren werden.

Hitzewallungen beim Mann nicht unbedingt ein Zeichen für Wechseljahre

Männer können mit 60 oder mit 70 genauso an Hitzewallungen leiden wie mit 35. Hormonelle Veränderungen finden bei Männern nicht nur in einem höheren Lebensalter statt. Es können auch andere Ursachen hinter den Hitzewallungen bei Männern stecken wie Krankheiten, die Ernährung, Stress oder Medikamente. Hitzewallungen mit Schweißausbrüchen sind zum Beispiel bei Herz-Kreislauferkrankungen oder bei Schilddrüsenüberfunktionen möglich.

In den Wechseljahren der Männer kann es zu Erektionsstörung kommen

Bedingt durch einen Mangel an Testosteron kann ein Verlust der Libido, Erektionsstörungen und abnehmende morgendliche Erektionen auftreten. Dies kann jedoch auch an psychischen Faktoren liegen wie Stress oder einen seelischen Tiefpunkt in der Lebensmitte sowie an äußeren Umständen wie Ernährung oder Umweltgiften.

Die Wechseljahre der Männer wirkt sich auf die Psyche aus

Das psychische Wohlbefinden des Mannes verläuft U-förmig, egal welchen Job er ausübt, ob er verheiratet ist oder Kinder hat. Jeder Mann durchlaufe diese Kurve – Studien bestätigen, dass das Glück im mittleren Alter sein Minimum erreicht, weiß Christoph Pies. Wenn Männer rund um das 50. Lebensjahr also plötzlich neue Hobbys entdecken, ihren Beruf hinterfragen oder sich jugendliche Outfits oder Autos zulegen, dann versuchen sie laut Christoph Pies ihre Vergänglichkeit und nachlassende Leistungsfähigkeit zu kompensieren.

In der Zeit der männlichen Wechseljahre stagniert oft die berufliche Karriere, die Kinder werden erwachsen, die Partnerschaft muss sich neu definieren und Erkrankungen und Tod im näheren Umfeld nehmen zu. Wenn dann auch noch sexuelle Beeinträchtigungen auftreten und die bisherige Rolle als Mann anders wahrgenommen wird, kann es bei Männern zu Stimmungsschwankungen oder Depressionen kommen. Bis sich Männer mit dieser Veränderung arrangieren, leidet mitunter die Psyche. „Doch unsere männlichen Wechseljahre können auch ein Übergang in einen erfüllten und produktiven Lebensabschnitt sein. Viel hängt von der inneren Einstellung ab“, sagt Dr. Christoph Pies.

Wechseljahre-Männer: So geht es wieder bergauf

Die gute Nachricht für alle Männer in der Phase der Andropause: Sie können selbst dafür sorgen, dass sie gut durch die mittleren Lebensjahre kommen und keine Beschwerden entwickeln. Wenn Sie mindestens vier der folgenden Empfehlungen des Experten beachten, steigern Sie Ihre Chancen für einen intakten Testosteronspiegel. Sollten Sie es schaffen, alle Tipps umzusetzen, sind sie gut vor einem Testosteronmangel geschützt:

  • Nicht rauchen

  • Weniger als sechs alkoholische Getränke pro Woche

  • Mehr als drei Stunden Sport pro Woche

  • Body-Mass-Index unter 25

  • Mehr als dreimal Fisch und weniger als sechsmal Fleisch pro Woche

  • Weniger als fünf Gramm Salz pro Tag

  • Wenig und nur fettarme Milch

  • Mindestens acht Stunden schlafen

Ob Wechseljahre der Männer, Andropause oder einfach nur Midlife-Crisis – egal, welchen Ausdruck man für die Phase um die 50 wählt: Die körperlichen und seelischen Veränderungen sind kein unausweichliches Schicksal, sondern können durch einen achtsamen Lebensstil zu einem glücklichen und gesunden Alter führen.

Quellen:

Pies, Dr. med. Christoph, Männer Ü50, Das Praxishandbuch zu den männlichen Wechseljahren, Herbig 2021

Wechseljahre bei Männern, in: kbv.de