Andrea Bocellis Mutter: "Als mein Sohn erblindete...”

Andrea Bocelli
Andrea Bocelli: „Ich bedaure es nicht, blind zu sein. Jeder hat seinen Weg zu gehen. Und ich bin dankbar für den, den Gott mir gezeigt hat“ Foto: Corbis

Andrea Bocelli ist weltberühmt – und blind. Wie es zu seiner Blindheit kam und wie der Tenor seine Liebe zur Musik entdeckte, erzählt seine Mutter.

Ihre Augen blitzen. Ihre Gestik ist lebhaft. Und das hat einen besonderen Grund. Edi Bocelli, die Mutter des Tenors Andrea Bocelli, erzählt aus dem Leben ihres weltberühmten Sohnes. Dabei spricht sie auch über die Tragödie, die nach seiner Geburt das Leben der Familie veränderte.

Sonnenlicht bereitete dem Baby Schmerzen

„Schon in den ersten Wochen haben mein Mann und ich gemerkt, dass unser Baby mit den wunderschönen blauen Augen unter etwas litt”, sagt die Mutter. „Solange sich Andrea im Schatten befand, war alles in Ordnung. Aber sobald ihm die Sonne ins Gesicht schien, fing er vor Schmerzen an zu schreien.” Die besorgten Eltern gingen mit ihrem Sohn von einem Arzt zum anderen. Aber keiner stellte etwas Außergewöhnliches fest.

„Doch das beruhigte uns nicht”, erinnert sich Edi Bocelli, „denn Andrea weinte viel. Deshalb brachten wir ihn nach einigen Monaten nach Turin zu Professor Galenga. Er stellte die richtige Diagnose. Unser Sohn hatte den gefährlichen grünen Star in den Augen. Daher kamen die Schmerzen. Der Professor riet zur Operation.”

Im Krankenhaus entdeckte Andrea Bocelli seine Liebe zur Musik

Andrea Bocelli, gerade acht Monate alt, überstand den Eingriff gut. Und kurz darauf zeigte er zum ersten Mal, was Musik für ihn bedeutet. „Im Nebenzimmer in der Augenklinik lag ein Patient, der ständig Klassik hörte”, berichtet Edi Bocelli. „Mir fiel auf, dass Andrea seine Füße immer zu dieser Musik bewegte und sein Ohr zur Wand drehte. Darum bat ich den Mann, meinen Sohn zu ihm bringen zu dürfen – und erlebte, dass Andrea unendlich glücklich wurde.”

Der heutige Weltstar wurde noch mehrfach operiert. Am Ende konnte er normal sehen. Aber seine Augen blieben extrem empfindlich. Seine Mutter ahnte, dass deshalb jeden Moment etwas Schreckliches mit ihrem Sohn passieren könnte. Und so kam es.

So erblindete Andrea Bocelli

„Andrea war 13 und schnürte auf dem Schulhof gerade seine Schuhe zu, als er einen Ball mitten ins Gesicht bekam”, sagt Edi Bocelli. „Ein riesiger Bluterguss entstand. Das Blut konnte nicht abfließen. Die Ärzte wollten meinem Sohn deshalb die Augen entfernen. Ich bin fast verrückt geworden vor Angst und setzte alles in Bewegung, um Professor Galenga in Turin zu erreichen.”

Der Spezialist empfahl einen Kollegen. Dem gelang es, die Augen von Andrea Bocelli zu retten. Aber die Sehkraft des 13-Jährigen war für alle Zeit verloren. „Doch Andrea ließ meinen Mann und mich immer vergessen, dass er erblindet ist”, erzählt Edi Bocelli. „Es geschah sogar etwas Unglaubliches.”

„Ich bin aber nicht blind“

Kurz nach dem Unfall gingen Mutter und Sohn zusammen durch die Stadt. Plötzlich sagte Andrea Bocelli: „Du bist so still. Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst. Ich bin aber nicht blind. Ich sehe nur einfach auf eine andere Art. Da links an der Straße steht ein rotes Auto.”

Von dieser Stunde an sah die Mutter die Blindheit des Jungen nicht mehr als Drama an. Denn Andrea Bocelli hatte die Wahrheit gesagt: An der Ecke stand tatsächlich ein rotes Auto. „Andrea liebt das Leben”, freut sich Edi Bocelli. „Seine Welt ist reich. Sie besteht aus Musik, Spielen und positivem Denken. Er hat noch nie etwas Böses über einen Menschen gesagt.”