Anämie – die Diagnose erfolgt durch eine Blutuntersuchung
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Der erste Verdacht auf eine Anämie ergibt sich für den Arzt oft schon aufgrund der körperlichen Symptome, wie zum Beispiel Blässe, Leistungsschwäche und Müdigkeit. Der Arzt wird sich in einem ausführlichen Gespräch mit dem Betroffenen außerdem nach dessen Lebensgewohnheiten, bestimmten Vorerkrankungen und nach besonderen Ereignissen erkundigen, die eine Anämie begünstigen können.
Für eine Anämie-Diagnose benötigt der Arzt verschiedene Informationen
- vererbbare Bluterkrankungen in der Familie (zum Beispiel bestimmte Störungen der Hämoglobin-Produktion)
- Medikamenteneinnahme (zum Beispiel Antibiotika)
- Ernährungsgewohnheiten (ausreichende Zufuhr von Eisen)
- Auslandsreisen (zum Beispiel Aufenthalte in Ländern, in denen Malaria verbreitet ist)
- Farbe des Stuhls und des Urins (Verfärbung durch Blutungen oder bei übermäßigem Abbau der roten Blutkörperchen)
- Krebserkrankungen oder chronische Entzündungen (zum Beispiel entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa)
- Häufigkeit und Stärke der Blutung während der Periode

Eine körperliche Untersuchung liefert dem Arzt weitere Hinweise auf eine Anämie. Dabei achtet der Arzt bei der Diagnose besonders auf die Farbe der Haut und der Schleimhäute, auf Veränderungen an Nägeln und Mundwinkeln, auf Lymphknotenschwellungen und auf eine Vergrößerung der Milz. Da viele Veränderungen und Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, benötigt der Arzt für eine sichere Anämie-Diagnose außerdem ein Blutbild. Verschiedene Blutwerte geben dem Arzt Hinweise darauf, ob eine Blutarmut vorliegt und wodurch diese ausgelöst wird.
Blutwerte für eine Anämie-Diagnose
- Bei einer Anämie sind die Hämoglobin-Konzentration im Blut (Hb-Wert) und die Anzahl der Erythrozyten erniedrigt.
- Ist der Hämatokrit – also der prozentuale Anteil der Blutzellen an der gesamten Blutmenge – erniedrigt, ist dies häufig ein Hinweis auf eine Anämie, da die roten Blutkörperchen 96 Prozent aller Zellen im Blut ausmachen.
- Die durchschnittliche Größe eines roten Blutkörperchens – das mittlere korpuskuläre Volumen (MCV) – ist bei einer Anämie oft verändert. Bei einer Eisenmangelanämie, chronischen Blutungen oder bei einer Thalassämie sind die roten Blutkörperchen zum Beispiel zu klein, bei Vitamin-B12- und Folsäuremangel-Anämien und hämolytischen Anämien hingegen unnormal groß.
- Der mittlere korpuskuläre Hämoglobin-Gehalt (MCH) sagt aus, welche Menge an Hämoglobin ein einzelnes rotes Blutkörperchen enthält. Bei einer Eisenmangelanämie, chronischen Blutungen oder einer Thalassämie enthalten die Blutkörperchen zum Beispiel wenig Hämoglobin. Bei den Vitamin-B12- und Folsäuremangel-Anämien sowie den hämolytischen enthalten die Erythrozyten viel Hämoglobin.
- Die Eisenwerte – dazu gehören das im Serum enthaltene Eisen, das Ferritin (Eisenspeicher) und das Transferrin (Eisentransport im Blut) – sind bei einer Eisenmangelanämie zu niedrig.
- Retikulozyten sind die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen. Ihre Anzahl ist bei den hämolytischen Anämien erhöht, weil der Körper versucht, dem Blutverlust durch eine gesteigerte Produktion von Erythrozyten entgegenzuwirken.
- Die Laktat-Dehydrogenase (LDH) ist ein Enzym, das in fast jeder Zelle des Körpers enthalten ist. Im Blut ist die Konzentration des Enzyms allerdings gering. Zu erhöhten Konzentrationen kommt es nur, wenn im Körper vermehrt Zellen absterben, wie es bei den hämolytischen Anämien der Fall ist.
- Bei Anämien, die durch chronische Entzündungen im Körper entstehen, sind bestimmte Entzündungswerte und die Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht.
- Die Nierenwerte im Blut geben dem Arzt Hinweise auf eine renale Anämie, die infolge von Nierenschäden entsteht.
- Mit einem Blutausstrich kann der Arzt die Größe und Form der roten Blutkörperchen beurteilen, die bei vielen Anämien verändert ist.
Anhand der Blutuntersuchungen gelingt dem Arzt der eindeutige Nachweis einer Anämie. Die Diagnose erfordert aber darüber hinaus, dass der Arzt die Ursache für die Anämie findet. Deshalb ist in manchen Fällen ist eine weitere Abklärung erforderlich.
Weiterführende Anämie-Diagnose
- Suche nach Blutungsquellen im Körper (Stuhluntersuchung, Magen- und Darmspiegelung, gynäkologische Untersuchung)
- Tests auf Aufnahmestörungen des Darms (zum Beispiel Vitamin B12 oder Eisen)
- Nachweis von Vitamin B12 und Folsäure im Blut
- Nachweis von Antikörpern im Blut, die gegen die roten Blutkörperchen gerichtet sind
- Knochenmarkuntersuchung zum Nachweis von Störungen des blutbildenden Systems (nur bei schweren Anämien oder Verdacht auf bösartige Erkrankungen des Knochenmarks)