Die ambulante Geburt: Welche Vorteile und Nachteile hat sie?
Bei einer ambulanten Geburt verlassen Mutter und Kind die Klinik bereits wenigen Stunden nach der Entbindung. Worin aber liegen die Vorteile einer ambulanten Entbindung? Und ist es gefährlicher für Mutter und Kind?

Die ambulante Geburt ist für Mutter und Kind in der Regel genauso sicher, wie eine Geburt mit Klinikaufenthalt. Die Entscheidung dafür ist vor allem von individuellen Bedürfnissen bestimmt und hat medizinisch keine Vor- oder Nachteile. Voraussetzung ist allerdings, dass es beiden gut geht. Steht eine Risiko-Schwangerschaft bevor oder gibt es medizinische Indikationen, die besonders berücksichtigt werden müssen, sollte eine ambulante Entbindung nicht durchgeführt werden.
Was ist eine ambulante Geburt, und was ist der Unterschied zur herkömmlichen Entbindung?
Bei einer herkömmlichen Entbindung bleiben Mutter und Kind meist noch drei Tage in der Geburtsklinik. Bei einer ambulanten Geburt gehen sie bereits zwei bis sechs Stunden, nachdem das Kind geboren wurde, nach Hause. Dort werden Mutter und Baby von einer freien Hebamme betreut. Die gewählte Nachsorgehebamme sollte daher rechtzeitig über den Wunsch nach einer ambulanten Geburt informiert sein.
Für wen ist eine ambulante Geburt geeignet?
Eine ambulante Geburt eignet sich für Schwangere mit einer komplikationslosen Geburt, nach der sie und ihr Kind wohlauf sind. Auch bei einer ambulanten Geburt untersuchen Gynäkologe und Kinderarzt Mutter und Kind vor der Entlassung. Von diesen Voraussetzungen abgesehen ist eine ambulante Geburt für Frauen geeignet, die die ersten Tage mit dem Neugeborenen am liebsten in ihrer vertrauten Umgebung verbringen möchten.
Zudem sollten sie dort auch die notwendige Unterstützung bei der Pflege des Neugeborenen und im Haushalt haben. Unter bestimmten Voraussetzungen besteht die Möglichkeit, dass die Krankenkasse für eine bestimmte Zeit die Kosten für einer Haushaltshilfe übernimmt.
Was sind die Vorteile, was die Nachteile einer ambulanten Geburt?
Der Vorteil einer ambulanten Geburt ist, dass der normale Alltag mit dem neuen Familienmitglied gleich nach der Entbindung beginnen kann. Zudem trägt der Aufenthalt im vertrauten Zuhause in der Regel zum psychischen Wohlbefinden bei. Auch bieten die Abläufe in der Klinik – eventuell noch in einem Mehrbettzimmer – oft nicht die Ruhe der eigenen vier Wände.
Ein Nachteil besteht darin, dass zu Hause nicht rund um die Uhr Hebammen, Ärzte, Stillberaterinnen sowie Kinderkrankenpfleger zur Verfügung stehen. Gerade Erstgebärende fühlen sich vielleicht noch unsicher im Umgang mit dem Baby oder in Bezug auf die eigenen körperlichen Prozesse nach der Entbindung.
Was gibt es bei einer ambulanten Geburt noch zu beachten?
Ein wichtiger Unterschied ist, dass man sich bei einer ambulanten Geburt um einige Dinge selbst kümmern muss, die bei einer herkömmlichen Entbindung in den Tagen nach der Geburt in der Klinik erledigt werden. Beispiele dafür sind:
- Die Früherkennungsuntersuchungen müssen von einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt durchgeführt werden. Wenn der Wunsch einer ambulanten Geburt besteht, ist es sinnvoll, schon vor der Entbindung einen Kinderarzt in der Nähe zu suchen.
- Für den Test auf Stoffwechsel-Erkrankungen sollte 36 bis 72 Stunden nach der Geburt Fersenblut entnommen werden. Diese Untersuchung kann mit der U2 kombiniert werden.
- Auch das Neugeborenen-Hörscreening sollte in den ersten Lebenstagen stattfinden.
- Innerhalb einer Woche muss man die Geburt beim Standesamt melden.
Quellen:
Ehlen, Michael (2015): Ambulante Entbindung / Frühentlassung, in: Corinna Susanne Bryan C (Hrsg.) Klinikstandards in der Geburtsmedizin, Stuttgart: Thieme-Verlag
Ambulante Geburt, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die ersten Tage nach ambulanter oder Hausgeburt, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Du bist willkommen – Ein Wegbegleiter rund um die Schwangerschaft und Geburt, in: barmer.de