Amalgamfüllung: Wie gefährlich ist sie wirklich?
Amalgam ist gut zu verarbeiten, schützt vor Bakterien und hält zudem extrem lange. Doch immer wieder heißt es, der Stoff sei giftig. Die Zahnfüllung ist seit Jahren in der Kritik, weil sie die Gesundheit gefährden soll. Aber wie geht man mit Amalgamfüllungen am besten um?
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Was ist eine Amalgamfüllung?
Bei einer Amalgamfüllung handelt es sich um einen Zahnfüllstoff, der aus Quecksilber, Silber, Zinn und Kupfer besteht, welche eine sogenannte intermetallische Verbindung eingehen. Amalgam ist der Füllstoff, der am längsten in der Dentalmedizin verwendet wird. Der Grund: Er ist einfach und vor allem kostengünstig zu verarbeiten und hält zudem extrem lange in den Zähnen. Er ist leicht formbar, das heißt er lässt sich relativ einfach und lückenlos in jedes Bohrloch „drücken“. Amalgam wird vor allem gerne im sogenannten Seitenzahnbereich zur Kariesbehandlung verwendet, da dieser Füllstoff dem sehr hohen Kaudruck der Seitenzähne standhalten kann.
Aufgrund der silbrigen Farbe wird Amalgam für die Schneide- oder Eckzähne nicht verwendet.
Ist eine Amalgamfüllung gesundheitsschädlich?
Amalgamfüllungen stehen schon lange in der Kritik, da der Füllstoff das Metall Quecksilber enthält, welches hochgiftig ist. Da liegt der Verdacht nahe, dass das Quecksilber aus der Zahnfüllung in den Körper übergehen könnte. Dennoch gibt es laut der zuständigen wissenschaftlichen Kommission der EU bislang keinen eindeutigen Nachweis, dass Amalgamfüllungen gesundheitliche Beschwerden auslösen.
Kritiker betonen jedoch immer wieder, dass durch den normalen Zahnabrieb beim Kauen oder beim Zähneknirschen kontinuierlich kleine Mengen an Quecksilber aus einer Plombe freigesetzt werden, die dann verschluckt werden und so in den Organismus gelangen.
Wird Amalgam weiterhin eingesetzt?
Die EU-Quecksilberverordnung hat den Umgang mit Quecksilber in der Europäischen Union neugeregelt. Laut der Verordnung dürfen seit dem 01. Juli 2018 Amalgamfüllungen nicht mehr bei zahnärztlichen Behandlung von Milchzähnen, von Kindern unter 15 Jahren und von Schwangeren oder Stillenden verwendet werden. Ausnahmen soll es nur geben, wenn der behandelnde Zahnarzt eine solche Behandlung wegen der spezifischen medizinischen Erfordernisse bei dem jeweiligen Patienten als zwingend notwendig erachtet.
Zudem darf Dentalamalgam seit Januar 2019 nur noch in vordosierter, verkapselter Form verwendet werden. Die Verwendung von Quecksilber in loser Form durch Zahnärzte ist somit verboten.
Aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen wird immer mehr Abstand von Amalgamfüllungen genommen. Mit dieser neuen Verordnung wird auch die 2013 verabschiedete Minamata-Konvention umgesetzt, mit der der weltweite Quecksilberverbrauch zum Schutz der Umwelt auf europäischer Ebene reduziert werden soll.
Sollte man Amalgamfüllungen austauschen lassen?
Da es sich bei Amalgam um einen sehr langlebigen, widerstandsfähigen Füllstoff handelt, kann dieser zeitlich unbegrenzt im Zahn verbleiben. Der Austausch einer Amalgamfüllung bietet sich daher dann an, wenn an dem Zahn, der bereits eine solche Plombe enthält, neu gebohrt werden muss.
Auch wenn laut der EU-Kommission keine Gefahr von einer intakten Amalgamfüllung ausgeht, so fühlen sich immer mehr Patienten mit einer Amalgamfüllung unwohl und würden diese am liebsten so schnell wie möglich entfernen lassen. Aber genau da liegt das Problem. Beim Herauslösen des Amalgams können Quecksilberdämpfe entstehen, welche durchaus gesundheitsschädlich sein können. Diese stehen im Verdacht, Kopf- und Kieferschmerzen, Krämpfe und Dauermüdigkeit auszulösen sowie die Abwehrkräfte zu schwächen.
Wer trägt die Kosten für einen Amalgam-Austausch?
Amalgamfüllungen sollten nur von einem Spezialisten ausgetauscht werden. Übernommen werden die Kosten dafür von den Kassen jedoch nur bei einer nachgewiesenen Amalgamunverträglichkeit. Wer Amalgamfüllungen entfernen lassen will, weil er gesundheitliche Beeinträchtigungen fürchtet oder weil er andere Füllstoffe ästhetischer findet, muss die Kosten selber tragen.
Wie wird eine Amalgamfüllung entfernt?
Soll eine Amalgamfüllung entfernt werden, isoliert der Zahnarzt mit einem Spanngummi den Zahn. Damit der Patient keine Dämpfe einatmet, erhält er Sauerstoff über eine Nasensonde. Zusätzlich werden langsame Bohrer eingesetzt, die weniger Quecksilberpartikel freisetzen. Zudem wird immer versucht, die Plombe in möglichst großen Stücken zu entfernen. Das Loch verschließt der Arzt schließlich mit verträglichem Material wie Keramik oder von der Krankenkasse bezahltem Kunststoff.
Amalgamausleitung – was ist das?
Eine Amalgamausleitung ist ein stark diskutiertes Thema. Unter ganzheitlicher Sicht reicht es demnach nicht aus, nur die Amalgamfüllung aus dem Zahn zu entfernen. Sondern das Amalgam muss auch aus dem Körper ausgeleitet werden. Genauer gesagt muss es über die Entgiftungsorgane Leber, Niere und Darm ausgeschieden werden.
Dafür gibt es spezielle Ausleitverfahren, etwa naturheilkundliche Mittel wie Koriander oder Chlorella, aber auch biochemische Medikamenten, die sogenannten Chelatbildner (DMPS, DMSA), die injiziert oder oral eingenommen werden und die Schwermetalle binden. Eine Amalgamausleitung muss ärztlich überwacht werden.
Studien zur Wirksamkeit der Amalgamausleitung gibt es aber nicht. Daher wird eine solche Ausleitung auch nicht von den Krankenkassen übernommen.
Welche Alternativen zu Amalgamfüllungen gibt es?
Komposit-Füllungen
Kunststoff ist unauffällig, aber nur begrenzt haltbar: Sehr zahnschonend lassen sich Kunststoff-Füllungen oder sogenannte Komposit-Füllungen einbringen. Da sie farblich nicht auffallen, sind sie bei kleinen Defekten der vorderen Zähne die beste Lösung (hier Kassenleistung, sonst ca. 80 Euro pro Zahn). Nachteil: Der Kunststoff hält nur ca. acht Jahre.
Keramik-Füllung
Ein Keramik-Inlay sieht aus wie der echte Zahn: Es wird im Labor gegossen und mit einem Spezialkleber in die Seitenzähne eingesetzt. Porzellan-Einlagefüllungen halten rund zehn Jahre, lassen sich optisch kaum von echten Zähnen unterscheiden. Aber: Kassenpatienten zahlen bis zu 510 Euro pro Zahn selbst.
Gold-Füllung
Gold-Inlay ist auffällig, aber haltbar: Ärzte setzen Gold nur dort ein, wo es nicht hervorblitzen kann. Für den hinteren Backenzahnbereich gilt das Edelmetall sogar als beste Füllung. Denn diese Inlays halten mit ca. 15 Jahren am längsten. Kosten für Kassenpatienten: ca. 280 bis 380 Euro je Zahn.
Quellen:
https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/b/Position_Amalgam.pdf (Abrufdatum 24.09.2019)