Alkohol und Rauchen: Darum ist die Kombination so beliebt

Warum gehören Alkohol und Rauchen für die meisten Menschen zusammen? Dahinter steckt mehr als die Tatsache, dass Alkohol enthemmt.

Frau trinkt Wein und raucht eine Zigarette
Beim Alkohol trinken ist die Versuchung groß, rauchen zu wollen Foto: iStock/SonerCdem

Alkohol und Rauchen scheinen Hand in Hand zu gehen. Wer Alkohol trinkt, zündet sich häufig auch eine Zigarette an – egal, ob Gewohnheits- oder Partyraucher:in. Hinter dem Phänomen stecken komplexe Mechanismen, die im menschlichen Gehirn ablaufen.

Alkohol und Rauchen: Süchte, die zusammengehören

Ob im Feierabend, auf einer Party oder nach dem Abendessen: Häufig zündet man sich eine Zigarette an, nachdem das erste Bier oder der erste Wein geflossen ist. Was auf den ersten Blick wie eine unbedeutende Gewohnheit wirkt, ist bei genauerer Betrachtung eine unbewusste und ungesunde Kombination von Süchten, die einander bedingen.

Zahlen belegen, dass Alkohol und Rauchen auffällig oft miteinander in Verbindung stehen. Eine Studie, die im Rahmen des "Duke Nicotine Research Program" durchgeführt wurde, ergab, dass 90 Prozent der alkoholabhängigen Teilnehmenden auch rauchten. Das sind dreimal mehr verglichen zum Rest der Bevölkerung. Zusätzlich kommt es bei Raucher:innen zehnmal häufiger zu Alkoholabhängigkeit als bei Personen, die nicht rauchen.

Alkohol und Rauchen: Das passiert im Körper

Nikotin und Alkohol gehören zu den psychoaktiven Substanzen. Ihre Inhaltsstoffe wirken auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen so die menschliche Psyche.

Untersuchungen haben ergeben, dass Nikotin die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin triggert. Zusätzlich werden Endorphine freigesetzt. Dieses Zusammenspiel sorgt dafür, dass Menschen sich beim Rauchen einer Zigarette entspannt und zufrieden fühlen. Ähnliches passiert, wenn wir Alkohol trinken. Der Körper produziert auch dabei mehr Dopamin und Endorphine. Man fühlt sich entspannt, enthemmt und weniger ängstlich.

Alkohol und Nikotin aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn

Eine zentrale Rolle bei der Kombination von Alkohol und Rauchen spielt das Belohnungssystem im Gehirn, das sogenannte mesolimbische System. Dieser Teil des zentralen Nervensystems ist unter anderem für die Reiz-Belohnung-Konditionierung verantwortlich. Zu diesen Reizen gehört alles, was Wohlbefinden auslöst: gutes Essen, Sport, Sex und vieles mehr – eben auch Alkohol und Nikotin. Wird das mesolimbische System aktiviert, findet eine Konditionierung statt und der Mensch entwickelt ein gesteigertes Verlangen nach jenen Substanzen, die es aktiviert haben.

Warum macht Alkohol Lust auf Zigaretten?

Als psychoaktive Substanzen sind Alkohol und Nikotin als Belohnungsreize im Gehirn gespeichert und bedingen sich gegenseitig. Trinkt man Alkohol, erinnert sich das Gehirn daran, dass es eine weitere Substanz gibt, die Wohlbefinden auslöst: eine Zigarette. Raucht man, hat man ein gesteigertes Verlangen nach Alkohol.

2015 konnten Wissenschaftler:innen der University of Missouri in Columbia in Laborversuchen mit Ratten einen weiteren Zusammenhang zwischen Alkohol und Rauchen nachweisen: Nikotin mindert die ermüdende Wirkung von Alkohol.

Studienleiter Prof. Mahesh Thakkar erklärte dazu: „Eine Nebenwirkung von Alkohol ist Schläfrigkeit. Doch wenn Nikotin in Verbindung mit Alkohol konsumiert wird, wirkt es als Aufputschmittel, das den Schlaf fernhält."

Alkohol und Nikotin: Befriedigung hoch zwei? Nein!

Das tückische an Alkohol und Rauchen ist, dass unser Gehirn uns etwas verspricht, das nicht stattfindet. Denn die Freisetzung von Dopamin wird bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol und Nikotin gestoppt. Das bedeutet: Das Belohnungssystem in unserem Gehirn verlangt nach einem doppelten Reiz (Alkohol plus Nikotin), in Erwartung einer doppelten Befriedigung. Die unmittelbare Belohnung durch Dopamin bleibt dann allerdings aus. Hier wird stattdessen ein Kreislauf in Gang gesetzt: Das fehlende Dopamin führt dazu, dass man sich unwohl und gestresst fühlt. Also greift man zur nächsten Zigarette und bestellt das nächste alkoholische Gtränk, um das Belohnungssystem wieder anzukurbeln.

Alkohol und Rauchen: Kombination erhöht Krebsrisiko drastisch

Der Mischkonsum von Alkohol und Nikotin belastet den Körper extrem und lässt das Krebsrisiko, das bereits bei einem Suchtmittel besteht, um ein Vielfaches ansteigen. Das zeigen zahlreiche Studien aus den vergangenen Jahrzehnten.

Eine Untersuchung aus Südamerika ergab beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, bei 25 bis 50 Gramm Alkohol pro Tag um das Zwei- bis Dreifache steigt. Eine bis sieben Zigaretten verdoppeln das Risiko. Der Mischkonsum von Alkohol und Rauchen allerdings verzwölffacht die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken.

Krebserkrankungen durch Alkohol und Rauchen in Deutschland

Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) belegen die Bedeutung von Alkohol und Rauchen als vermeidbare Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs. In Deutschland erkranken rund 500.000 Menschen jährlich an Krebs. Rund 240.000 davon sterben. Im Jahr 2020 waren Krebserkrankungen der Atemwege die häufigste Krebsart mit Todesfolge und forderten rund 46.000 Tote. Zudem sind mehr als 20.000 Krebserkrankungen jährlich hierzulande auf Alkoholkonsum zurückzuführen.

„Besonders gefährdet, an Krebs zu erkranken, sind Raucherinnen und Raucher, die gleichzeitig riskant Alkohol trinken. Die Kombination von Alkoholkonsum und Rauchen verursacht insbesondere Krebserkrankungen der oberen Atemwege und des oberen Verdauungstraktes, wie Mundhöhlen-, Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs", schrieb die BZgA in einer Pressemitteilung zum Weltkrebstag 2022 über die Gefahren von Alkohol und Rauchen.