Alkohol-Demenz: Gefahr durch übermäßiges Trinken
Dass zu viel Alkohol der Gesundheit auf vielfache Weise schaden kann, ist bekannt. Eine weniger bekannte Folge von übermäßigem Genuss ist die Alkohol-Demenz. Worum es sich dabei handelt, wie groß das Risiko einer Erkrankung ist und wann auch Abstinenz nicht mehr hilft.
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- Demenz und Alkohol: Wie hängt das zusammen?
- Korsakow-Demenz: Frühe Erkenntnisse zu Alkoholmissbrauch
- Demenz durch Alkohol: Risiko dreimal höher
- Alkoholikerdemenz: Gefahr vor allem für Jüngere
- Alkohol-Demenz: Die Symptome
- Darf man bei bestehender Demenz Alkohol trinken?
- Bei Alkohol-Demenz sinkt die Lebenserwartung
- Alkohol-Demenz im Endstadium
Übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich verheerend auf den Körper aus: Es schädigt die Leber und kann zu Krebs führen. Noch dazu wirkt Alkohol wird ein Nervengift im Gehirn. Ob Trinken das Demenzrisiko fördert, ist wissenschaftlich zwar nicht endgültig bewiesen – eine Studie lässt jedoch vermuten, dass Alkohol Demenz auslösen kann.
Demenz und Alkohol: Wie hängt das zusammen?
Die Auswirkungen von Alkohol auf die Hirnleistung ist schon lange Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Inzwischen ist klar: Wer zu viel trinkt, schadet dem Gehirn. Alkohol hemmt unter anderem die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, mit der Folge, dass sich das Denken während eines Rauschs verlangsamt. Zwar regeneriert sich das Gehirn immer wieder, dennoch nimmt es dauerhaft Schaden.
Korsakow-Demenz: Frühe Erkenntnisse zu Alkoholmissbrauch
Doch fördert Alkohol Demenz? Es ist bekannt, dass bei chronischen Alkoholikern Amnesien auftreten können: Sie vergessen vergangene Ereignisse und sind nicht mehr fähig, sich Neues zu merken. Diese Erscheinung wurde Ende des 19. Jahrhunderts erstmals vom russischen Psychiater Sergej S. Korsakow beschrieben. Demnach kommt es bei übermäßigem Alkoholkonsum zu Durchblutungsstörungen im Gehirn, wodurch Nervenzellen absterben. Der Zusammenhang mit einer Demenz liegt nahe – doch erst 2018 hat eine Studie weitere Erkenntnisse erbracht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat folgende Grenzwert für den Alkoholkonsum aufgestellt
Männer trinken zu viel, wenn sie am Tag mehr als 60 Gramm reinen Alkohol – 1,5 Liter Bier oder 0,7 Litern Wein – trinken.
Bei Frauen liegt die Grenze bei über 40 Gramm reinem Alkohol pro Tag – also ein Liter Bier oder etwa ein halber Liter Wein.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen zieht die Grenzen sogar bei 12 Gramm reinem Alkohol pro Tag bei Frauen und 24 Gramm bei Männern. Zudem solle jede:r mindestens zwei bis drei Alkohol-freie Tage in der Woche einlegen.
Zugleich wird betont, dass Alkoholkonsum immer riskant ist. So können bereits geringe Mengen die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit sowie die Wahrnehmung und Urteilskraft beeinträchtigen – das Unfallrisiko steigt. Außerdem begünstigt Alkohol die Entstehung vieler Krankheiten. So können Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, Nervensystem und Muskulatur betroffen sein. Auch Krebserkrankungen, häufig in Mund, Rachen, Speiseröhre, Dickdarm und Brustdrüse, kann die Folge sein.
Demenz durch Alkohol: Risiko dreimal höher
Französische Wissenschaftler:innen von der Sorbonne in Paris haben im Rahmen einer Studie mit 1,1 Millionen Demenz-Betroffene untersucht, ob bei Alkoholikern das Demenz-Risiko erhöht ist. Das erschreckende Ergebnis: Wer regelmäßig zu viel Alkohol trinkt, hat ein dreifach erhöhtes Risiko, dement zu werden. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.
Dass Alkohol im Alter zu Demenz führen kann, war schon zuvor bekannt. Denn der Körper kann den Alkohol weniger gut abbauen als in jungen Jahren. Auch die Einnahme von Medikamenten verträgt sich nicht gut mit Bier und Schnaps. Dazu kommen Faktoren wie familiäre Veranlagung, Ernährung, Rauchen und Übergewicht: Besonders in Kombination mit einem ungesunden Lebensstil kann übermäßiger Alkoholkonsum eine Demenz fördern.
Alkoholikerdemenz: Gefahr vor allem für Jüngere
Generell steigt das Risiko für eine Demenzerkrankung mit dem Alter. Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken bei den 65- bis 70-Jährigen weniger als drei Prozent an Demenz, im Alter von 85 Jahren ist es schon ca. jede:r Fünfte und ab 90 Jahren jede:r Dritte.
Besonders wichtig ist daher ein weiteres Ergebnis der Studie: Demnach ist die Gefahr, an einer Alkoholikerdemenz zu erkranken, für Menschen unter 65 Jahre deutlich höher, wenn sie übermäßig viel trinken. Bei 57 Prozent sei Alkohol an der Erkrankung beteiligt, heißt es in der Studie. Dabei war übermäßiger Alkoholgenuss in den meisten Fällen der direkte Auslöser für die Demenz, er hat aber auch andere Formen wie Alzheimer begünstigt. Alkohol kann also eine der Hauptursachen für eine Demenz bei jüngeren Menschen angesehen werden.
Alkohol-Demenz: Die Symptome
Bei einer Alkoholdemenz können Symptome wie diese auftreten:
Verminderte Merkfähigkeit
Gedächtnisstörungen
Orientierungslosigkeit
Persönlichkeitsveränderungen
Gefühlsschwankungen
Müdigkeit und Antriebsarmut
Motorische Störungen
Hinzu kommt, dass es bei langjährigem Alkoholmissbrauch zu Mangelernährung und schlechter Nährstoffverwertung kommen kann. Die Folge ist ein Vitamin-B1-Mangel, der auch als ursächlich für das Auftreten einer Demenz gilt. Diese Erscheinung wird nach dem zuvor genannten Psychiater als „Korsakow-Syndrom“ bezeichnet. Typisch hierfür ist die „Konfabulation“ – die Betroffenen erfinden Geschichten, um ihre Erinnerungslücken zu verbergen.
Darf man bei bestehender Demenz Alkohol trinken?
Alkohol kann bei einer bereits diagnostizierten Demenz ebenso schädlich sein. Leidet man zum Beispiel an Alzheimer, kann Alkohol die Gedächtnisleistung weiter reduzieren und für einen schnelleren Abbau der kognitiven Fähigkeiten sorgen. Wurde eine Demenz festgestellt, sollte daher der Alkoholgenuss stark reduziert oder ganz eingestellt werden.
Bei Alkohol-Demenz sinkt die Lebenserwartung
Wird eine Demenz durch Alkohol mittels neurologischer Untersuchungen, Computer- und/oder Magnetresonanztomografie diagnostiziert, muss der Alkoholgenuss sofort eingestellt werden. Ein eventueller Vitamin-B1-Mangel wird mit hochdosierten Infusionen behandelt, auch Vitamine und andere Nährstoffe werden dabei verabreicht.
Im Frühstadium können sich die Symptome einer Alkoholdemenz – im Gegensatz zu anderen Demenzformen – durch konsequente Abstinenz zurückentwickeln. In schweren Fällen hat der Verzicht jedoch keinen Effekt mehr, sodass die alkoholische Demenz einen chronischen Verlauf nimmt: Betroffene leiden dann ihr Leben lang unter kognitiven Einschränkungen und können ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen.
Die Lebenserwartung hängt vom tatsächlichen Schaden ab, den das Gehirn genommen hat. In der Regel verkürzt Alkoholmissbrauch das Leben um rund 20 Jahre – besonders bei alkoholbedingter Demenz, denn hier kommen meist noch weitere Risikofaktoren, wie Rauchen, Mangelernährung, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes dazu.
Alkohol-Demenz im Endstadium
Im schweren Stadium einer Demenzerkrankung lassen Gedächtnis und Sprachfähigkeit deutlich nach, viele Patient:innen müssen vollversorgt werden, sind inkontinent, manche verhalten sich aggressiv, andere teilnahmslos. Dieses Stadium kann Monate oder sogar Jahre andauern, bis die Erkrankten versterben. Die häufigste Todesursache ist eine Lungenentzündung, aber auch sturzbedingte Knochenbrüche oder Organversagen können ursächlich sein.
Im Fall der Alkohol-Demenz kommen noch weitere Faktoren dazu: So treten durch den langjährigen Missbrauch häufig Leberschäden auf, etwa eine Fettleber oder Leberzirrhose. Auch Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems mit Muskelschwäche und Gefühlsstörungen, kann die Folge sein.
Übermäßiges Trinken verdreifacht also nicht nur das Risiko, an einer Alkohol-Demenz zu erkranken – auch Begleitbeschwerden und Erkrankungen können vielfältiger und schwerer sein, als es bei Demenzkranken ohnehin der Fall ist.
Quellen:
Contribution of alcohol use disorders to the burden of dementia in France 2008–13: a nationwide retrospective cohort study in: thelancet.com
Alkohol – Risiken in: dhs.de
Viel Alkohol führt früh in die Demenz in: aerztezeitung.de
Marksteiner, J., Bodner, T., & Gurka, P. (2002). Alkoholinduzierte kognitive Störung: Alkoholdemenz. Wiener Medizinische Wochenschrift, 152(3-4), 98-101.
Diagnose Demenz: Krankheitsbild und Verlauf in: bundesgesundheitsministerium.de
Alkohol, Gehirn und Gedächtnis in: kenn-dein-limit.info