Aktive und passive Immunisierung: Das ist der Unterschied

Man unterscheidet zwischen aktiver und passiver Immuniserung. Aber wie funktionieren sie und was ist der Unterschied? Wir haben die Antworten!

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Unser Experte: Dr. Matthias Riedl, Diabetologe, Ernährungsmediziner, Internist und ärztlicher Direktor – und Bestsellerautor (https://www.medicum-hamburg.de). Das MEDICUM HAMBURG ist Europas größtes und ältestes Zentrum für Diabetes und Ernährungsmedizin. 2019 feierte die Diabetesabteilung 75-jähriges Jubiläum.

Wie funktioniert eine Immunisierung?

Es gibt zwei Arten von Impfungen: Die aktive und die passive Immunisierung. Sie befähigen den Körper, sich besser gegen spezielle Krankheitserreger zu wehren. Immunität kann auf natürliche Weise entstehen, wenn Menschen bestimmten Bakterien oder Viren ausgesetzt sind und eine Krankheit durchleben, aber auch durch eine Impfung beim Arzt. Es besteht jedoch kein hundertprozentiger Schutz. „Immun’" bedeutet in diesem Kontext lediglich, dass der Körper in der Regel vor einer Ansteckung geschützt ist. Ein minimales Restrisiko bleibt jedoch bestehen.

Das gesamte Feld der Immunisierung hat sich innerhalb der letzten Jahrhunderte stark weiterentwickelt. Auch heute unterliegt das medizinische Fachgebiet noch einer gewissen Dynamik. Neue Krankheiten entstehen, Erreger mutieren, Impfstoffe müssen angepasst, verbessert und neu entwickelt werden. Welche Rolle spielen dabei jeweils die aktive und passive Immunisierung?

Aktive Immunisierung im Überblick

“Bei einer aktiven Impfung wird durch die Injektion eines Erregers eine Immunantwort des Körpers mit Bildung von Antikörpern herausgefordert. Diese können dann im realen Erkrankungsfall spezifisch den Erreger bekämpfen,” erklärt Dr. Matthias Riedl. Eine aktive Immunisierung im Sinne einer Impfung führt dementsprechend zu:

  • Anregung der eigenen Antikörperproduktion
  • Stärkung der eigenen Immunabwehr
  • Mehrjähriger Impfschutz bereits nach wenigen Wochen

Außerdem wird im Falle einer aktiven Impfung zwischen Lebend- und Totimpfstoffen unterschieden. “Lebendimpfungen sind unter anderem die Impfungen gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR). Hier wird eine stark abgeschwächte der noch lebenden Variante des Erregers injiziert, während bei Totimpfstoffen abgetötete Erreger oder nur deren Bestandteil injiziert werden. Dies ist unter Anderem bei der Tetanus, Diphtherie und Pertussis Impfung der Fall,” sagt der Experte.

Passive Immunisierung im Überblick

Anders als bei der aktiven Immunisierung handelt es sich bei der passiven Immunisierung nicht um eine klassische Impfung. Sie erfolgt nämlich nicht als präventive Schutzmaßnahme vor einer Krankheit, sondern wird als sofortige Behandlungsmöglichkeit einer bestehenden Infektion eingesetzt. “Bei einer passiven Impfung werden die Antikörper direkt injiziert,” so Dr. Riedel.

Denn ist der Körper bereits mit einem Krankheitserreger infiziert, bleibt keine Zeit für die Anregung der eigenen Antikörperproduktion mittels einer aktiven Impfung. Die passive Immunisierung bietet somit zwar einen Sofortschutz gegen Tetanus, Hepatitis A oder Tollwut, allerdings ist dieser in seiner Dauer limitiert, da die Antikörper wieder abgebaut werden.

Simultanimpfung: Aktive und passive Impfung kombinieren

Für einen wirksamen Sofortschutz und eine gleichzeitig lang anhaltende Immunität, lassen sich die aktive und passive Impfung in speziellen Fällen kombinieren. “Aktive und passive Impfungen können simultan gegeben werden. Ziel dabei ist es den sofort einsetzenden Schutz der passiven Impfung mit der lang anhaltenden Immunität durch die aktive Impfung zu kombinieren,” führt Dr. Riedel an. Eine sogenannte Simultanimpfung wird beispielsweise gegen Tetanus oder Tollwut verabreicht.

Aktive oder passive Immunisierung: Was ist besser?

Pauschal lässt sich die Frage, welche Art der Impfung besser ist, nicht beantworten. Je nach Situation und Krankheitserreger wird entschieden, welche Immunisierung die richtige ist. Hat sich die Person bereits mit einem Krankheitserreger infiziert, ist es zu spät für eine aktive Impfung. Die aktive Immunisierung dient der Prävention während die passive Impfung eine Sofortmaßnahme zur Bekämpfung von Krankheitserregern darstellt. 

Vorteile der aktiven Immunisierung sind die Anregung der eigenen Antikörperproduktion und der langanhaltende Impfschutz. Nachteile sind allerdings die verzögerte Wirkung des Impfstoffes und mögliche Nebenwirkungen, sogenannte Impfreaktionen, wie zum Beispiel Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle sowie allgemeines Unwohlsein, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.

Dagegen bietet die passiven Immunisierung einen sofortigen Impfschutz, der jedoch nur kurz anhält. Die Nachteile einer passiven Impfung sind die verhältnismäßig hohen Kosten und das hohe Volumen an Impfflüssigkeit.

Trotzdem wiegen die negativen Aspekte einer Impfung nicht schwerer als der Vorteil der Bekämpfung bestimmter Krankheiten. Die aktive und passive Immunisierungen sind wichtig, da sie dem Körper die Fähigkeit verleihen, sich gegen Viren und Bakterien zu wehren. 

Quellen:

Aktive und passive Immunisierung - Was ist der Unterschied?, in: impfen-info.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Immunisierung, in: Gesundheit.gv.at vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Österreich).

Impfstoffforschung: Immunisierung neu gedacht, in: Ärzteblatt.

Sicherheit von Impfungen, in: Robert Koch-Institut.

Überblick über Immunisierung, in: MSD Manual.