Achtung: Gesundheitsgefahr durch Pestizid-Einsatz
Pestizide sollen Pflanzen auf Feldern vor Krankheiten und Schädlingsbefall schützen. Allerdings: Der Einsatz ist so stark verbreitet, dass die EU-Umweltagentur nun vor den Gefahren nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Menschen warnt.

Durch den Einsatz von Pestiziden ist es dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zufolge möglich, Monokulturen, enge Fruchtfolgen und standortfremde Feldfrüchte anzubauen. Pestizide sollen die Pflanzen schützen, um die Ernteerträge für die Landwirt:innen möglichst abzusichern. So weit, so gut – doch wie stehts um die Umweltverträglichkeit und den Folgen für Tiere und Menschen?
Pestizide: Gefahr für die Umwelt, Tiere und Menschen
Der Einsatz von chemischen Pestiziden schadet der Umwelt massiv. Laut der EU-Umweltagentur EEA seien sie eine Hauptquelle für die Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft. Statt die Artenvielfalt zu sichern, werde der Verlust dieser vorangetrieben und Schädlingsresistenzen gefördert. Auch im Hinblick auf Tiere stehen Pestizide in der Kritik, die Arten zu beeinträchtigen – beispielsweise bei Feldhasen würde bedingt durch Fungizide und Herbizide ein geringerer Anteil an fruchtbaren Spermien festgestellt worden sein. Für Honigbienen und andere Tiere kann es tödlich enden, wenn sie Blüten oder Teile dieser verzehren, die zuvor mit Pestiziden behandelt wurden.
Und für Menschen? Auch für uns seien Pestizide sind gerade gesundheitsförderlich, betont die EEA. Im Gegenteil: Sie stehen sogar in Verbindung zu chronischen Erkrankungen wie Krebs, Herz-, Atemwegs- und neurologischen Krankheiten.
Am meisten aktive Substanzen auch in Deutschland
350.000 Tonnen – so viel Pestizide wurden in den EU-Staaten von 2011 bis 2020 jährlich verkauft. Ganz oben auf der Liste der abgesetzten aktiven Substanzen stehen die vier größten landwirtschaftlichen Erzeuger der EU: Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien.
2020 lag das Niveau der festgestellten Pestizide in beobachteten Flüssen und Seen in Europa in fast 22 Prozent über der Bedenklichkeitsschwelle. 2019 sollen in 83 Prozent der getesteten landwirtschaftlichen Böden Rückstände der Schutzmittel gefunden worden sein.
Menschen nehmen die Pestizide überwiegend durch Lebensmittel und Trinkwasser auf. In fünf europäischen Ländern seien zwischen 2014 und 2021 in 84 Prozent der analysierten Urinproben mindestens zwei Pestizide nachgewiesen worden. Kinder wiesen grundsätzlich höhere Konzentrationen auf, die mit einer größeren Anfälligkeit für negative Folgen der Gesundheit einhergehen.
Wie kann die Gesundheitsgefahr durch Pestizide verringert werden?
Das Ziel der EU ist es, den Einsatz chemischer Pestizide bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Um das zu erreichen, schlägt die EU-Umweltagentur vor, sich nicht mehr von diesen Mitteln abhängig zu machen, sondern zu alternativen Landwirtschaftsmodellen mit ökologischen Konzepten überzugehen. Ob das Ziel erreicht werden und die Gesundheitsgefahr durch den Pestizid-Einsatz damit verringert werden kann, bleibt nun abzuwarten.
Quellen:
Pestizide in der Landwirtschaft: Flächendeckendes Gift, in: bund.net
EU-Behörde: Weiter große Risiken durch Pestizid-Einsatz in Europa, in: krankenkassen.de