Achtung: Erhöhtes Prostatakrebs-Risiko durch Trinkwasser!

Eine spanische Studie entdeckt Bedenkliches: Demnach könnte das Risiko für Prostatakrebs bei Männern durch Leitungswasser steigen. Warum? Die Hintergründe!

Männerhand hält Wasserglas
Einfaches Leitungswasser erhöht womöglich das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken Foto: iStock/seb_ra

Forschende aus Spanien haben im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass sich das Prostatakrebs-Risiko bei Männern durch Trinkwasser erhöhen könnte. Welcher Stoff dafür verantwortlich sein soll und wie groß die Gefahr ist.

Studie zu Prostatakrebs und Trinkwasser

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Wissenschaftler:innen beschäftigen sich seit Jahren mit den Ursachen. Jetzt haben Forschende des Barcelona Institute for Global Health in Spanien eine neue Studie dazu veröffentlicht, die am 8. März 2023 im Fachtitel Environmental Health Perspectives erschienen ist.

Das Team hat den Zusammenhang von Leitungswasser und Prostatakrebs in einer Langzeitstudie analysiert. Zwischen 2008 und 2013 wurden knapp 700 Patienten untersucht, die an der Krebserkrankung litten. Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe gesunder Männer konnten dabei Rückschlüsse auf die Verunreinigungen im Trinkwasser gezogen werden, denen die Erkrankten ausgesetzt waren.

1,6-fach erhöhtes Prostatakrebs-Risiko durch Nitrate im Leitungswasser

Im Detail ging es um die Frage, inwiefern Nitrat und Trihalomethane (THM) im Wasser das Risiko für Prostatakrebs erhöhen. Bei THM handelt es sich um Verbindungen, die durch die Desinfektion mit Chlor entstehen können – zum Beispiel bei der Wasseraufbereitung. Nitrate aus Düngemitteln und Gülle wiederum gelangen bei Regen ins Grundwasser. Beide Stoffe gelten als die Wasser-Verunreinigungen, die am häufigsten auftreten.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass das Prostatakrebs-Risiko mit der Nitrat-Aufnahme steigt:

  • Bei den Probanden, die mehr Nitrate über das Trinkwasser zu sich genommen hatten, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines leicht- bis mittelgradigen Prostatakrebs um das 1,6-fache.

  • Und: Je höher die Nitratmenge – mehr als 14 Milligramm pro Tag –, desto größer das Risiko, an einem aggressiven Tumor zu erkranken, nämlich fast 3-mal so hoch wie bei Menschen, die weniger als drei Milligramm Nitrat am Tag zu sich nahmen.

THM: Prostatakrebs-Risiko durch Einatmen und Kontakt

Dagegen konnten die Forschenden keinen Zusammenhang zwischen dem Trinken von Leitungswasser und Trihalomethanen nachweisen. Die Verbindungen können jedoch durch das Einatmen oder den Hautkontakt gefährlich werden: In diesen Fällen können THM möglicherweise die Bildung von Tumoren in der Prostata begünstigen. Hierzu müssen allerdings noch weitere Untersuchungen folgen.

Prostatakrebs durch Trinkwasser: Auch Ernährung wichtig

Das gleiche gilt auch für den Zusammenhang von Nitraten im Trinkwasser und einem erhöhten Prostatakrebs-Risiko. Das Team unter der Leitung von Carolina Donat-Vargas hat zwar beobachtet, dass die Wahrscheinlichkeit für die Tumorbildung schon bei der Aufnahme einer Nitratmenge steigt, die unter dem zulässigen europäischen Höchstwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser liegt.

Jedoch betonen die Expert:innen auch, dass diese Untersuchungen nur einen ersten Anhaltspunkt lieferten. Eine wichtige Rolle spielte offenbar auch die Ernährung: Demnach wurde das erhöhte Risiko nur bei Männern nachgewiesen, die wenig Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vitamin C zu sich nahmen. Diese enthalten Antioxidantien, die krebserregende Verbindungen hemmen können. Solche schützenden Stoffe fehlten bei den betroffenen Probanden. Die Forschenden erklärten daher, dass das Trinken von Leitungswasser nicht gleich zu Prostatakrebs führe – zur weiteren Klärung bedürfe es weiterer Analysen.

Quellen:

Long-Term Exposure to Nitrate and Trihalomethanes in Drinking Water and Prostate Cancer: A Multicase–Control Study in Spain (MCC-Spain), in: Environmental Health Perspectives

Long-Term Exposure to Nitrate in Drinking Water May Be a Risk Factor for Prostate Cancer, in: isglobal.org