Achtung, Augengrippe!

Viren über Finger ins Auge
Kontaktlinsenträger erkranken öfter an einer Augengrippe. Der Grund: Sie transportieren häufiger Viren mit den Fingern oder über die Linse ins Auge Foto: fotolia
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Ein tückischer Virus greift unsere Augen an. Sie brennen, jucken, tränen und werden rot. In Bonn sind bereits mehr als 100 Fälle registriert. Was Sie jetzt wissen sollten.

Grippe-Erreger an Geldscheinen

Die Gefahr lauert praktisch überall: auf Türklinken, an Geldscheinen oder im Fahrstuhl. Neue Studien zeigen, dass wir uns Erkältungen in der Regel nicht durch das Niesen und Husten unserer Mitmenschen einfangen, sondern durch die Berührung alltäglicher Gegenstände.

Denn Übertragungsweg Nummer eins für Erkältungsviren ist die sogenannte Schmierinfektion. Wenn wir beispielsweise den Fahrstuhlknopf drücken und uns danach unbewusst ans Auge fassen, haben Viren leichtes Spiel. Blitzschnell gelangen die Erreger über den Tränenkanal in Nase und Rachen, vermehren sich dort auf den Schleimhäuten und lösen eine Erkältung aus. Laut einer amerikanischen Studie fassen wir uns bis zu 16 Mal pro Stunde ins Gesicht.

Dabei können infektiöse Partikel bis zu 15 Stunden auf den Händen überleben, sofern wir diese nicht gründlich waschen. An Geldscheinen konnten amerikanische Virologen sogar noch nach 17 Tagen Grippe-Erreger nachweisen.

Grippeviren an Geldscheinen
Übertragungsweg Nummer eins für Grippeviren ist die sogenannte Schmierinfektion. Die Gefahr lauert praktisch überall: auf Türklinken, an Geldscheinen oder im Fahrstuhl Foto: Fotolia

Kontaktlinsenträger sind für Augengrippe besonders gefährdet

Und für die sind wir in den Wintermonaten besonders anfällig: Denn der Wechsel zwischen kaltem Schmuddelwetter und warmen Räumen macht unserem Körper enorm zu schaffen. Zudem lässt die Heizungsluft unsere Schleimhäute austrocknen, sodass unsere Abwehr häufig versagt. Besonders gefährdet sind Kontaktlinsenträger. Durch das Einsetzen und Herausnehmen der Linsen werden Erkältungsviren ins Auge eingeschleust, oft sogar regelrecht eingerieben.Vor allem weiche Kontaktlinsen bieten Viren aufgrund ihres hohen Wassergehalts einen idealen Nährboden, auf dem sie sich rasant vermehren können. Durch Erkältungspräparate und geringe Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und im Büro werden die Augen trockener – die Linsen können somit nicht mehr richtig auf dem Tränenfilm schwimmen und reizen das Gewebe der Bindehaut.

Die Bindehaut ist ein wichtiger Schutzwall unserer Immunabwehr. Ist sie beschädigt, bedeutet das grüne Welle für Viren. Sie können in unserem Körper nicht nur eine Grippe verursachen, sondern außerdem zu einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) führen – eine häufig auftretende unangenehme Begleiterscheinung der Grippe. Die Symptome: eine starke Rötung bei gleichzeitigem Juckreiz, Brennen, verstärktem Tränenfluss, verklebten Augenlidern oder einem Fremdkörpergefühl. Dies wiederum veranlasst viele Patienten zum häufigen Augenreiben – wodurch sie per Schmierinfektion die Krankheit rasend schnell übertragen.

Gefahr Augengrippe
Gefahr Augenreiben: Der einzige Weg, die Übertragung zu verhindern und die Augengrippe gar nicht erst zu bekommen, sind konsequente Hygienemaßnahmen Foto: Fotolia

Gefährliche Augengrippe

Bei Verdacht auf Bindehautentzündung ist es ratsam, umgehend einen Arzt aufzusuchen. Er verschreibt Salben und Augentropfen mit antiviralen oder antibiotischen Wirkstoffen, je nachdem durch was die Entzündung ausgelöst worden ist. Besonders heimtückisch ist die Augengrippe. Die Symptome bei einer Augengrippe sind ähnlich wie bei der normalen Konjunktivitis, doch die sogenannte epidemische Bindehautentzündung ist sehr gefährlich. Zwischen dem erstmaligen Kontakt mit dem Erreger und dem Auftreten der Beschwerden können acht bis neun Tage vergehen.

Während dieser Zeit weiß der Patient noch nichts von seiner Augengrippe, doch er kann sie schon durch Schmierinfektion an andere übertragen. Ausgelöst wird die meldepflichtige Augengrippe durch Adenoviren der Typen 8 und 19, welche besonders aggressiv und gleichzeitig sehr unempfindlich gegenüber Umweltreizen sind. Bei normaler Raumtemperatur können Adenoviren sogar wochenlang auf Tischplatten, an Türgriffen oder am Telefon überleben.

Gefahr Augengrippe

3,4 Millionen Kontaktlinsenträger sind besonders gefährdet

16 Mal pro Stunde fassen wir uns im Durchschnitt ins Gesicht

15 Stunden können Erkältungsviren auf der Hand überleben

Bis zu 10 Millionen Bakterien leben auf 1 cm² Haut

Effektive, antiviral wirkende Medikamente gibt es bei einer Augengrippe bisher nicht, lediglich die Beschwerden können gemildert werden. Zum Beispiel mit künstlicher Tränenflüssigkeit, kühlenden Auflagen oder Schmerzmitteln. Meist klingt die Augengrippe nach 2-3 Wochen ab. In einigen Fällen bleiben Trübungen der Hornhaut noch Monate lang bestehen – in besonders schweren Fällen sogar dauerhaft. Diese sollten dann unbedingt während einer Langzeittherapie mit entzündungshemmenden Augentropfen behandelt werden. Der einzige Weg, die Übertragung zu verhindern und die Augengrippe oder eine Erkältung gar nicht erst zu bekommen, sind konsequente Hygienemaßnahmen.