20 Minuten Sport wirken entzündungshemmend

Muss es immer gleich eine ganze Stunde sein? Nein, Forscher haben jetzt herausgefunden, dass auch kurze Einheiten starke Effekte haben können. PraxisVITA erklärt Ihnen, warum.
Wer sich bewegt, bleibt gesund. Sport kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, den Stoffwechsel verbessern, Gewicht reduzieren und die Knochen festigen. So die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Nach Angaben der U.S. Department of Health and Human Services (HHS) kann regelmäßige körperliche Aktivität außerdem den Blutdruck senken und das Risiko bestimmter Krebsformen (z.B. Brust-, Darm- und Prostatakrebs) minimieren. Wer Sport treibt, erkrankt darüber hinaus seltener an einem Typ-2-Diabetes. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, sich in der Woche 150 Minuten moderat körperlich zu betätigen oder 75 Minuten richtig auszupowern. Aber Forscher haben jetzt entdeckt: bereits 20 Minuten Bewegung reichen aus, um positive Effekte zu erzielen.
Sympathikus – der Leistungsbringer
Für ihre Studie haben Forscher der UCSD School of Medicine die Effekte von kurzen Trainingseinheiten auf das körpereigene Immunsystem untersucht. Das Team um Studienleiterin Suzi Hong wollte herausfinden, ob Sport die körpereigene entzündungshemmende Reaktion verbessert, indem er die relevanten Hirnbereiche und den Sympathikus (das sympathische Nervensystem) aktiviert.
Das sympathische Nervensystem ist das wichtigste Aktivierungssystem im Körper. Es hilft dabei, die Atemfrequenz zu erhöhen, um eine optimale Sauerstoffaufnahme zu gewährleisten. Die Bronchien weiten sich bei Aktivierung des Systems, Blutdruck und Puls steigen an. Auf diese Weise verbessert der Sympathikus die Leistung und optimiert die Versorgung. Die Konzentrationsfähigkeit steigt an und die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Während dieser Prozesse gibt der Körper Botenstoffe wie Adrenalin und Noradrenalin in den Blutkreislauf ab, die die sogenannten Adrenozeptoren auf den Immunzellen aktivieren. Diese regeln die Sympathikus-Aktivität, wie z. B. die Regulation des Blutdrucks.
Analyse der körpereigenen Immunantwort auf Bewegung
Das Forscherteam nahm an, dass eine einzige 20-minütige Trainingseinheit ausreicht, um eine Aktivierung des sogenannten sympathoadrenergen Systems (SAS) – also des Sympathikus und des Nebennierenmarks – auszulösen. Das würde wiederum die Produktion von monozytischen Zytokinen (Zellgiften) unterdrücken, bestimmten Botenstoffen, die eine Entzündungsreaktion auslösen und steuern können.
Monozyten sind eine Art weißer Blutkörperchen oder Immunzellen, die Bakterien und Infektionen bekämpfen. Zytokine sind Proteine, die den Körperzellen helfen, die Immunabwehr zu steuern. Diese können krebsartige oder infizierte Zellen abtöten und Eindringlinge bekämpfen.
Der sogenannte Tumornekrosefaktor – kurz TNF – ist einer dieser Zytokine. Er kann eine Zelltrennung und – vermehrung hervorrufen, aber auch den Zelltod einleiten.
"Unsere Studie beweist, dass eine 20-minütige Trainingseinheit zu einem Rückgang der Anzahl jener Immunzellen führt, die den TNF produzieren.“
Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, baten die Wissenschaftler 47 Teilnehmer, sich 20 Minuten lang auf einem Laufband fortzubewegen – mit einer Intensitätsrate, die an die individuellen Fitnessniveaus angepasst war. Hong und ihr Team nahmen sowohl vor als auch unmittelbar nach den Trainingseinheiten Blutproben von den Teilnehmern. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Forscher Recht hatten: Schon 20 Minuten reichen tatsächlich aus, um entzündungshemmende Effekte zu erzielen.

Neuer Therapieansatz für chronisch Kranke?
Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf verschiedenartige schädigende Reize und damit notwendig, um den Organismus vor Krankheitserregern zu schützen. Entzündungen können uns jedoch auch krank machen und zu Diabetes, Adipositas, Zöliakie, Arthritis, Fibromyalgie oder Darmkrankheiten wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa beitragen.
"Die biologischen Mechanismen entzündlicher Prozesse sind nur teilweise bekannt. Das Wissen dieser Studie kann zur Entwicklung neuer Therapien für die überwältigende Anzahl von Personen mit chronischen entzündlichen Erkrankungen beitragen, “ fügt Hong hinzu.
Die leitende Autorin hebt auch die Bedeutung dieser Studie für schwächere Menschen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität hervor, die den Eindruck haben, dass körperliche Bewegung immer intensiv sein muss, um gesundheitsfördernde Effekte zu erzielen.